Eine Dekonstruktion der BRD 2023

Entsorgungsprobe und das Prinzip Hoffnung:

Worüber es sich aber zu wundern lohnt, sind die Methoden, mit denen die große (Zeiten)Wende in Angriff genommen wird. Nehmen wir einmal an, wir schaffen das alles wirtschaftlich durch alle Schichten hindurch ohne größere Probleme. Was aber verbleibt da noch? Hunderttausende Heizung (Gas, Kohle) müssen neben Millionen Autos mit Verbrennungsmotor entsorgt bzw. recycled werden. Dazu sind keine Kapazitäten vorhanden. Die Autos fahren mit LI-Akkus von begrenzter Lebensdauer. Wie werden die ausgemusterten Akkus eigentlich entsorgt oder aufgearbeitet, und wer macht das? LI ist ein Giftstoff. Bei den Windanlagen fallen ebenfalls alle 25 Jahre Unmengen an Schrott an. Wohin damit? Es gibt bisher kein nachhaltiges Recycling-Konzept. Wir hatten das doch auch früher schon bei den Kernkraftwerken, die erst eilig in Betrieb genommen, jetzt ausgemustert wurden, und was bleibt ist eine ungelöste Abfallentsorgung. Wohin mit den Stahlungsabfällen? Dieses Prinzip Hoffnung, das sich offene Fragen schon irgendwie werden lösen lassen, zeigt sich nahezu in allen Umbaumaßnahmen des Staates der Neuzeit und der vergangenen Jahrzehnte. Auch bei der Digitalität und durch KI stellen sich solche Fragen. Wohin mit den arbeitssuchenden Menschen, die wohl ihren Job verlieren werden? Was machen die künftig, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Wir verschenken zur Zeit auch alle unsere Verteidigungswaffen. Was machen wir eigentlich, wenn Russland sich von uns (wahrscheinlich sogar zu Recht…) angegriffen fühlt und uns zum Zielland ihrer Vergeltung erklärt. Es sind ja wohl nicht wir, die letztlich darüber entscheiden. Das kann und wird doch wohl in Moskau entschieden werden.

Fazit:

Die zur Zeit favorisierten Konzepte aller Art (Verteidigung, Wirtschaft, Handel, Geostrategie, Außenpolitik, Innenpolitik, Finanzpolitik, Versorgungssicherheit, Gesundheitspolitik) in D fehlt es jedenfalls an Vollständigkeit. Es wird scheinbar heute jeweils nur noch ein Wunschtraum verfolgt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Diese Konsequenzen gibt es aber für den größten Teil der betroffenen Menschen. In der gut abgesicherten Akademikerblase der selbsternannten Elite mag diese Hoffnung ja gut begründet, nachvollziehbar und mit vorgestellter Wahrscheinlichkeit behaftet sein, weil die Konsequenzen des Scheiterns dort sowieso keine Notlagen produzieren werden. Sie schaufeln sich, wie allseits zu beobachten ist, in wenigen Jahren die Taschen voll und werden, wenn es in Zentraleuropa brenzlig würde, in ihrer Freiheitsikone USA wohl Aufnahme und Asyl finden. Bereits im unteren Mittelstand aber und durchgehend nach unten sieht das anders aus. Eine Frage stellt sich doch am Ende eines jeden Artikels solcher Art: Was ist zu tun, was kann/soll/muss verändert/umgestellt/reformiert/abgeschafft/eingefügt werden, um das bisher Verunstaltete zu einem guten Ende zu bringen. Nun, die Liste wird lang, fürchte ich und die Abarbeitung würde sich über mehrere Generationen hinziehen. Es müsste nämlich bereits in den Grundlagen unserer Gesellschaft zu grundlegenden Richtungsänderungen kommen.

Das beginnt (Punkt 1) mit den Schulen und Universitäten, den dortigen Lehrplänen und den Ausbildungsmodi der Lehrer und Professoren. Ohne eine umfassende Bildung und Aufklärung der Bevölkerung sind grundlegende Wechsel nicht zu meistern. Wir brauchen eine Elite, die nicht nachzufolgen und nachzubeten gelernt hat, sondern sich intensiv damit beschäftigt, neue Wege zu finden und dem selbstständigem Denken sprich dem Freiheitsgedanken wieder mehr Raum einzuräumen. Das bedeutet ein Zurück zu den Universitätsstrukturen früherer Jahrzehnte, wo die Studenten in ihren Studium noch eine freie Persönlichkeit ausbilden konnten. Es braucht zusätzlich Studiengänge, die in der Lage wären, Universalgelehrte hervorzubringen, Menschen der Wissenschaften also, die fach-übergreifend in großen Dimensionen zu denken in der Lage sind. Da aber bereits die Lehrkraftausstattung in D in der Form eines Fachkräftemangels ausgebildet sind, sind mehrere Generationen notwendig, um überhaupt etwas zu bewegen. Das ist ein ähnliches Thema wie nach dem Zweiten Weltkrieg, wo vom Faschismus zur Demokratie umgestellt werden sollte/musste. Wir alle wissen, welche Kraftanstrengung das erforderte. Auch heute noch ist das Denken in autokratischen Strukturen nicht ansatzweise als überwunden zu betrachten. Ich fürchte sogar, das autokratisches Denken zurzeit wieder eine Hochphase durchlebt und wir in Sachen Volkssouveränität um zwei/drei Generationen zurückgeworfen worden sind.

Dann (Punkt 2) muss, wenn wir es mit Demokratie in der Form der Volkssouveränität ernst meinen, diese Form der Machtausübung auch auf die Wirtschaft ausgedehnt werden. Dort herrschen nämlich immer noch autoritäre hierarchische Strukturen, die mich persönlich an die monarchistische Vergangenheit erinnern. Der König heißt jetzt nur CEO und die Fürsten Manager oder Abteilungsleiter. Sie haben zwar kein Gewaltmonopol mehr, aber dafür gibt es in den Firmenhierarchien andere Mittel der Machtausübung. Diese sind nebenbei angemerkt auf die tiefschürfenden Forschungen und Erkenntnisse der Sozialwissenschaften zurückzuführen. Massenpsychologie, Methoden der Massenbeeinflussung sowie die Techniken der Ausgrenzung konnten wir in der Bankenkrise, der Coronakrise, jetzt in der Ukrainekrise und in der Informationspolitik der letzten Jahre en masse beobachten. Die gleichen Methoden sind auch in großen Firmengeflechten durchaus üblich. Das kann nur wirksam verhindert werden, wenn das Gros der Bürger mit solchen Anwendungen vertraut sind und sie diese bereits in Ansatz erkennen können.

Dann haben wir (Punkt 3) ein großes Problem mit der Besitzstandswahrung, also der Aneignung und der Vererbbarkeit von großen bis riesigen Besitztumsrechten. Es ist ja nichts dagegen zu sagen, das innovative und geniale Menschen durch Ideen und Arbeit zu großem Besitz gelangen. Aber muss oder darf das dann in einer Struktur wie dem Familienrecht für alle Zeiten und über Generationen hinweg bestehen bleiben? Es ist zu fragen, ob der Besitz von Produktionsmitteln ab einer gewissen Größe, der Besitz von Grundbesitz ab einer bestimmten Größe nicht aus dem Vererbungrecht ausgegliedert werden sollte. Ich persönlich würde die Begrenzung der Vererbungsfähigkeit pro Erbe auf ein niedrigeres Niveau begrüßen. Das hieße, ein einziges Haus zu vererben ist ok, ein Familienbetrieb auch, wenn er vom Erben weitergeführt wird, aber bereits bei Geldvermögen (Geld, Anteile) in Millionenhöhe sollte doch ein Riegel vorgeschoben werden. Sie fragen sich jetzt, wie das gehen könne? Dafür gibt es Rechtsgelehrte, die dazu passend ein Gesetzeswerk sprich gültiges Recht ausarbeiten können. Darin würde die Mitarbeiterbeteiligung, die Gründung von Stiftungen, die Umstellung von Grundbesitz im Sinne eines Erbpachtvertrages, der durch die Gesellschaft vergeben wird, eine große Rolle spielen. So wäre auch der Gedanke eines freien Marktes als Wirtschaftsgrundlage wieder machbar, denn riesige Kapitalwerte würden nach zwei Generationen schon nicht mehr auffindbar sein und könnten den freien Markt nicht weiter korrumpieren.

Und natürlich muss (Punkt 4) der Einfluss ausländischer Finanzgesellschaften und Großanleger, die ja aufgrund anderer Gesellschaftsregeln in ihren Ländern innerhalb D reguliert werden. Das könnte leicht geschehen, wenn man Firmenverkäufe und -übernahmen durch ausländisches Kapital gesellschaftlich strikt reguliert. So könnten auch zum Beispiel bei Ankauf von Aktien durch eine Haltepflicht von ein bis zwei Jahren jegliche kurzfristige Spekulation vermieden werden. Der Ankauf von Firmen wäre so auch nicht nur mit Rechten, sondern auch mit der Erfüllung von gesellschaftlichen Pflichten der deutschen Gesellschaft gegenüber verbunden.

In Sachen internationalem Handel und ebensolchen Beziehungen (Punkt 5) sollte die Politik D grundlegend an der UN-Charta ausgerichtet sein. Diese ist, so wie sie ausgearbeitet ist, eine gute Grundlage für globale Aktivitäten. Das bei der Organisation der UN noch so einiges gerade gezogen werden muss/müsste (zum Beispiel Vetorecht), ist klar, aber das Gros der Bestimmungen ist doch heute schon eine gute Grundlage für einen friedlichen Planeten. Nichteinmischung in die Struktur und Organisation anderer Gesellschaften sollte selbstverständlich sein. Ebenso selbstverständlich sollte es sein, Handel zu treiben auf Augenhöhe, auch mit armen und kleineren Staaten der Weltgemeinschaft sowie mit Staaten anderer Gesellschaftsstruktur. Und natürlich ist es selbstverständlich, das man sich auch auf Staatsebene gegenseitig hilft und auch immer das Wohl des Anderen im Fokus behält. Es gilt das Prinzip des Konsensus, das nebenbei angemerkt und noch mal betont ein Grundprinzip der Demokratie (Herrschaft des Volkes) darstellt.

Einschätzung der Machbarkeit:
Ich persönlich fürchte, das diese 5 Punkte zu verwirklichen eine unlösbare Aufgabe darstellt. Es wird, wenn die Entwicklung so bleibt wie bisher, wohl ein neuer Weltkrieg von Nöten sein, um Änderungen zu erreichen. Wenn die Vernunft versagt und der Verstand sich in Narrative verfangen hat, bleibt wohl nur noch die Gewalt zur Lösung der menschlichen Probleme. Das scheint leider, wie das Mitgefühlen-können und die Liebesfähigkeit eine weitere, nahezu unlöschbare Eigenschaft der Menschen zu sein. Mich persönlich macht das sehr traurig. Aber: Es ist nie vergeblich, ein Umdenken zu versuchen, darüber zu sprechen und einen Disput zu entfachen. Ohne das wird sich niemals etwas zum Besseren neigen. Ich lese gerade zum wiederholten Mal das Buch Wendezeit von Fridjof Capra. Das wurde 1987 herausgegeben und bezieht sich zwar überwiegend auf die anglo-amerikanischen Staaten, denen wir in D so heroisch nacheifern. Das Buch enthält aber auch einem Absatz über Europa, der wohl nachträglich zugefügt wurde. Wenn Sie den lesen, werden Sie bemerken, das sich in den 40 Jahren seit des Erscheinens sich nichts zu Besseren, aber vieles zum Schlechteren verändert hat, zum Schlechteren deshalb, weil die dort beschriebene und sich abzeichnende Aufbruchstimmung (z.B. durch den Feminismus, die Friedensbewegung) sich als Trugbild herausgestellt hat. Nichts hat sich getan, es ist geblieben wie zuvor, nur die Gefahren haben sich vervielfacht. Zurück bleibt eine traurige Stimmung.

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