Gibt es die „Goldene Milliarde“ wirklich?

Die Krankheitssymptome der Gesellschaften überall in der Welt sind unverkennbar. Es bildet sich ein Muster ab, den unsere akademisch verbildeten Trendvisionäre in den Universitäten schon längst als überholt, als Aufklärungs-technisch abgeschlossen betrachten wollten: Die Gruppen-, Klassen-, Rassen-, Bildungs-, Meinungs-, Reichtums-, Ideologie, Familien- und Gruppen-Zugehörigkeiten wachsen weltweit und in rasender Geschwindigkeit in einem sein 80 Jahren nicht mehr aufgetretenem Maße. War das weltweit durchaus noch als normal anzusehen, sind gerade jetzt auch die reichen Landstriche der Welt, die sich längst „globalisiert“ glaubten, davon immer stärker werdend betroffen.

Wenn Sie mich fragen, sind das alles immer noch Regungen, die auf Verwirrung und Verblendungen des Menschlichen zurückzuführen sind. Das ist nichts Besonderes, sondern schon seit JT’enden ein menschliches Grundproblem. Besonders deutlich wird das, wenn wir die Konflikt- und Krisenherde der Welt genauer anschauen. Worum geht es zunächst einmal in den Konflikten, die in gewalttätigen Auseinandersetzungen enden, geendet haben und zu Beginnen drohen? Wir haben in unserer Blindheit die ganze Welt in Verwaltungszonen parzelliert, in denen nur noch Besitz- und Rechtsansprüche als Machtfaktoren dominieren und sehen dieses als Unveränderlich an. Das das dann oftmals bei denen, die leer ausgegangen sind oder deren Vorstellungen bei der Verteilung nicht berücksichtigt werden konnten/sollten/durften/wurden Abwehrreaktionen von Unmut angefangen über passiven Widerstand, über aktivem Widerstand bis zu Gewalttätigkeiten hervorrufen, sollte uns nicht wirklich wundern.

Worum geht es in der Ukraine? Dort bekämpfen sich doch nicht nur zwei Staaten, die sich über Rechtsansprüche nicht haben einigen können. Nein, dort bekämpfen sich zwei Volkszugehörigkeiten, die zumindest von einer Seite ausgehend ihre Verachtung und den Hass der anderen Seite gegenüber nicht in Zaum halten kann/konnte. Die Anderen wurden/werden als unmenschlich, kulturlos oder fremdartig empfunden und dem entsprechend zuerst mit Rechtsmitteln, dann mit Ordnungsmitteln und weiterführend mit Gewalt bekämpft. Worum geht es im Konflikt zwischen China und Taiwan? Beide Parteien betrachten sich dort als Chinesen. Hier ist es nicht die Sprache, die Rasse oder die Kultur, die zu den Auseinandersetzungen führten, sondern es ist lediglich die Art der Staatsverwaltung und die Handhabung von Rechts- und Besitzansprüchen, die zu den Feindseligkeiten führten. Es geht hier um Ideologie. Das mittlerweile die kommunistische Partei Chinas Wirtschaftsreformen durchgeführt hat und die Systeme der Kontrahenten heute gar nicht mehr so verschieden sind, wird in der durch Jahrzehnte aufgebauten Abneigung gar nicht mehr gesehen. Worum geht es im Konflikt zwischen den Gaza-Bewohnern und Israel. Über Jahrzehnte gewachsene Rivalitäten und Feindschaften und die Rechtsansprüche der stärkeren Konfliktpartei bestimmen hier die Szenerie. Jahrzehntelang wurde mit der Taktik der Nadelstiche eine Stimmung aufgebaut, die sich durch die Kompromisslosigkeit beider Seiten nur noch in einem Gewaltausbruch abreagieren konnte, der dann ja auch jetzt stattfand. Worüber streiten sich die Völker Saudi Arabiens und des Jemen? Wie in China/Taiwan sind es ideologische Gründe, die die Völker trennen. Die Huthi-Rebellen wollen ein anderes Rechtssystem einführen, das die Besitzansprüche in einem der ärmsten Länder der Weltgemeinschaft neu regelt. Und die Besitzenden und deren Freunde wollen das natürlich nicht zulassen.

Wir könnten so immer weiter durch die Konfliktherde der Welt streifen und würden immer nur das gleiche Symptom vorfinden. Es geht stets nur um Besitz, Zugehörigkeiten und Rechtssysteme. Aber erklärt diese Vereinfachung wirklich schon allein die Gründe für Hass und Gewalt in der breiten Masse der Bevölkerung? Um das zu durchschauen müssen wir unseren Blick weiten und das Ganze der Verteilungsproblematiken in Auge behalten. Wo immer Menschen zusammenleben wollen müssen Rechts- und Machtsysteme etabliert werden, die dieses Zusammenleben möglich machen. Mir zumindest ist keine Gesellschaft in der Historie bekannt, in der Menschen ohne solche Regelungen auskamen. Schon kleinste Versuche scheiterten meist schon nach kurzer Zeit. Denken wir nur an die Revolutionsversuche der 68er. Wo sind all die netten Versuche der Antiautorität, der Anti-Familie und der Gruppenabschotungen denn letztlich gelandet? Sie sind meist im Streit auseinander geflogen oder Mangels williger Teilnehmer in der Versenkung verschwunden.

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