Fremdkörper

Wer eigentlich führt und gewinnt Kriege?

Irgendwann sollten die Menschen in aller Welt doch endlich mal begreifen, das es sinnlos ist, Krieg zu führen. Kriege sind ein längst überholtes Mittel, um in irgendeiner Weise einen Vorteil gegenüber anderen zu gewinnen. Seine Feinde umzubringen war in der Welt des Mittelalters wohl noch eine funktionierende politische Lösungsoption, kamen die Menschen in dieser Zeit doch meist nicht weit über ihren Heimatort hinaus mit anderen in Kontakt und der Nachrichtenfluss war äußerst spärlich und unsicher. Und die Geschichten und Narrative schrieben ja eh nur die Sieger. Heute in einer Welt der schnellen Kommunikation sind Mord und Totschlag in jeder Form, und Krieg ist Mord und Totschlag, was sonst, doch wohl nicht mehr zu verheimlichen und wird immer bis ans Ende der Welt und Zeit bekannt bleiben. Es gibt schließlich immer jemanden, der die Getöteten vermissen wird.

Und eine Verschärfung haben wir mit unseren Technologien geschaffen, die nämlich Heimlichkeiten jeder Art weltweit nahezu unmöglich machen. Das Internet vergisst nicht. Wenn wir heute Kriege führen, wenn wir Kriege anderer unterstützen, wenn wir Kriege anderer gut heißen, wird das für alle und jeden in aller Welt nachlesbar und noch Jahrhunderte lang recherchierbar sein. Wie sollen so Menschen aller Völker einem Kriegführenden und seinen Helfershelfern jemals Vertrauen entgegen bringen können? Hat sich das in den aktuellen Krisensituation und deren Beurteilung jemals einer überlegt?

Es gibt nur eine einzige Möglichkeit mit den Möglichkeiten von Kriegen umzugehen. Wir müssen aufhören damit. Und wir müssen aufhören, die Kriege der Vergangenheit rächen zu wollen. Kriege zerstören Leben, zerstören Infrastruktur, vernichten Ressourcen, vertiefen den Hass und machen ein Zusammenwirken der Menschheit unmöglich. Warum verstehen wir das nicht? Wenn wir unsere Welt lebenswert erhalten wollen, können wir doch nicht davon ausgehen, das sich erkämpfte, erzwungenen und erschwindelte Strukturen der Vergangenheit zurückdrehen lassen. Wir müssen begreifen, das es für künftige Entwicklungen nur ein einziger Weg offensteht, und das ist die Akzeptanz der Situation, wie sie gerade besteht. Und aus dieser heraus kann die Menschheit dann anfangen, die Ungerechtigkeiten und Missstände, die es dann ja noch reichlich gibt, Stück für Stück zu beseitigen. Und für diese Arbeit ist Konsens die einzige Basis, die erfolgreich sein kann. Wir brauchen Verhandlungen, brauchen Abkommen, großzügige Hilfen und einen langen Atem, um in strittigen Fragen zu einem Konsens zu kommen.

Betrachten wir die aktuellen Krisen doch einmal genau. Worum geht es eigentlich im Krieg in der Ukraine? Russland hat die Ukraine angegriffen. Die Ukrainer haben zuvor schon ihre russischsprachigen Bürger unterdrückt und mit militärischen Mitteln bekämpft. Kiew will die Abspaltung der Donbass-Provinzen rückgängig machen. Die Menschen im Donbass wollen nicht unterdrückt werden. Die Ukraine will die Krim zurück erobern. Ukrainer greifen Russen an. Russen greifen Ukrainer an. Das sind doch die kurzgefassten Nachrichten der täglichen Pressemitteilungen. Um was geht es noch? Der Westen unterstützt die Ukraine. Russland unterstützt den Donbass. Die EU will Russland ruinieren. Die EU will kein russisches Gas kaufen. Die EU schickt Waffen in die Ukraine. Russland produziert immer mehr Waffen. Die Offensiven der Ukraine sind gescheitert. Russland hält erfolgreich seine Stellungen und erweitert diese Zusehens. Und wozu ist das alles gut? Hat irgendjemand mal diese Frage gestellt? Warum hören wir nicht einfach auf damit und fragen die Menschen dort in der Ukraine, in Russland und im Donbass, was sie eigentlich wollen? Sie haben dort Jahrzehnte lang friedlich zusammen gelebt. Russen verstehen ukrainisch, Ukrainer verstehen Russisch. Und ich bin mir sicher, das es die ganz große Mehrheit dort auch gar nicht besonders interessiert, wie ihre Nachbarn miteinander reden. Die meisten wollen doch mit Sicherheit einfach nur in Ruhe und Frieden ihr Leben leben. Und welche Fahne über dem Rathaus weht ist dafür doch meist vollkommen zweitrangig. Sie wollen ihr Einkommen bestreiten, ihre Familie versorgen und ihre Feste feiern wie Menschen überall auf der Welt das auch tun. Was also würde passieren, wenn alle dort über Nacht den Krieg beenden? Nichts würde passieren. Alle gehen weiterhin zur Arbeit, versorgen ihre Kinder und feiern ihre Feste. Sie werden die Trümmer beiseite räumen und versuchen, alles für ein ganz normales Leben in Ordnung zu bringen. Was ist falsch daran? Und welche Fahne über dem Rathaus weht, wer die Steuern eintreibt und die Sozialleistungen erbringt, darüber würden die „Großkopferten“ in Amt und Würden verhandeln müssen. Die tragen/trugen ja traditionell sowieso zu keiner Zeit zu nichts anderem bei. Da geht/ging es traditionell immer nur darum, wer die großen Stücke des zu verteilenden Kuchens bekommt. Für die Mehrheit der Bevölkerungen ist/war das ebenfalls traditionell vollkommen unbedeutend.

Und worum geht es im Konflikt zwischen Israel und der Hamas? Auch hier geht es doch wohl auch nur um die Verteilung des Kuchens, geht es darum, wer bestimmen darf und wer nicht und wessen Fahne wo weht und wer an welchen Töpfen sich bedienen darf. Den einfachen Menschen dort kann das im Grunde ebenfalls gleichgültig sein. Die Führer der Hamas denken und sagen: Das ist unser Land und Israel hat kein Recht, darüber zu bestimmen, was hier geschieht. Israels Regierung denkt wohl auch: Das ist unser Land und wir würden es gerne morgen schon besiedeln. Aber die Hamas und ihre Anhänger verhindern das und sind eine Gefahr für uns. Und so morden die Einen in der Gruppe der Anderen, dann nehmen die Anderen Rache an den Einen, und so geht das immer weiter, bis Einer davon beschließt: Die Anderen müssen weg. Dieser immerzu währende Zyklus kann nur unterbrochen werden, wenn beide aufhören, Rache üben zu müssen/wollen. Und dann fragen wir die Menschen, was sie eigentlich wollen. Ich wette darauf, das sie in der großen Mehrheit nur ein einfaches, sicheres und friedliches Leben führen wollen. Hass und Ressentiments sind geistige Symptome, die auf der Vergangenheit und deren Geschichten beruhen. Sie wären mit einer einzigen bewussten Entscheidung veränderbar. Sie erinnern sich an Nelson Mandela? Was hat das Volk dort in Südafrika unter dem Hass gelitten, und doch gab es einen friedlichen Übergang in ein anderes System. Und um dieses Prozess zu befördern, müssen die Waffen schweigen für mindestens eine, zwei oder mehr Generationen. Das zu organisieren kann doch wohl nicht so schwer sein. Deutschland und Frankreich haben es doch auch geschafft. Südafrika hat es geschafft. Aus Feinden wurden beste Freunde, auch wenn einige Großkopferde das heute wohl wieder mal Infrage stellen. Fragte man das einfache Volk, würde das wohl eine eindeutige Meinung hervor bringen.

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