Hintergründe, Mythen, Theorien

Sexualität

Wenden wir uns der Allgegenwart der Sexualität zu. Heute wird ja sehr geballt dafür geworben, alle möglichen Praktiken der Sexualität ihren Platz zuzugestehen. Das ist sicherlich für viele Betroffene wichtig und auch notwendig. Allerdings finde ich, dass das in einer offenen Gesellschaft eigentlich selbstverständlich sein sollte. Mit Sexualität wird ja heute nicht nur geworben, sondern sie ist nach wie vor wie im Mittelalter ein Kampfmittel, um zum Beispiel wegen einer solchen Verfehlung Prominente, Politiker und/oder Amtsträger zu diskreditieren. Man schaue nur in die USA oder nach GB. Es scheint dort usus zu sein, seinen politischen Gegner irgendwelche Sex-Geschichten zu unterstellen, und zum Teil hat man sogar heute noch Erfolg damit. Weiterhin wird die Sexualität genau wie der Toilettengang ihren Schmuddel-Ruf nicht los, nur, während die Toilette nach wie vor ein Hort des Privaten bleibt, wird Sex mehr und mehr in die Öffentlichkeit gezerrt. Warum macht man das? Reicht es nicht, das unsere christlichen Kirchen das JHe-lang als Druckmittel verwendet haben. Ich finde, das die Ausübung der Sexualität privat sein sollte, natürlich nur solange die Gesetze, die sich die Gesellschaft dazu gegeben hat, eingehalten werden. Aber um richtig zu verstehen, über welche Hintergründe Sexualität im öffentlichen Geschehen verwendet wird, sollten wir verstehen, was sie eigentlich wirklich ist. Ich könnte hier jetzt darauf hinweisen, das diese Möglichkeit der Betätigung dazu dient, das Leben zu erhalten und neues Leben in die Welt zu setzen. Das weiß heute eigentlich jeder. Und weil das Geschehen um es herum scheinbar mal nicht so attraktiv war, hat sich wohl die Natur (?), Gott (?) oder die Evolution (?), um das mal zu personalisieren, ein Belohnungssystem (Trieb) ausgedacht, mit dem die (Er)Zeugung des Nachwuchses sichergestellt werden konnte. Nach ihrem Vollzug schüttet der Körper einerseits Glückshormone aus und man/frau fühlt sich dann meist an den Partner, der beteiligt war, gebunden. Beides ist gut für das Zusammenleben und den Erhalt der Art, bildet doch diese Paarung die Grundlage nahezu aller Gesellschaften. Aber, und dieses „Aber“ sollte bedacht werden, hat Sexualität die Fähigkeit zur Ekstase, das heißt tiefe unzugängliche Schichten des Bewusstseins kommen bei der Ausübung zur Entfaltung. Das sind animalische, mit einer modernen Gesellschaft selten zu vereinbarende Triebgestalten, die sich tief prägend auswirken können, nicht müssen. Das geht in den Extremen von liebender Abhängigkeit bis zu hasserfülltem Ekel. Da Vorsicht und Ekstase sich nicht gut vereinbaren lassen, sollte beim Ansteuern von Ekstase sowohl Vorsicht als auch Maß bereits im Vorfeld der Entscheidung Berücksichtigung finden. Soweit so gut, aber es sind Menschen, die so handeln, und wenn der Mensch sich einmal Glücksgefühle verschaffen konnte, will er das wieder haben, und wieder haben, und … so oft es geht. Und ist eine Bindung an einen beliebten Partner absehbar, will er auch von dieser meist nicht lassen. Scheinbar war das der Evolution (?) nicht bewusst, als sie diese als Belohnung wirkende Anregung erfand. Unsere tierischen Freunde haben diese Reflexion meist nicht, daher paaren sie sich bis auf wenige Ausnahmen nur, wenn die Erzeugung von Nachwuchs ansteht. Es scheint also lediglich die Reflexion auf die Erlangung von Glücksgefühlen und Partnerschaften zu sein, die Sexualität attraktiv macht. Oder sollte ich da etwas falsch interpretieren? Wenn dem so sein sollte, dann wäre auch verständlich, warum Macht und Geld als Mittel zur Erlangung von Glücksgefühlen durchaus brauchbar und hilfreich sind. Und was daraus entstanden ist, können wir tagtäglich beobachten. In der Werbung suggerieren attraktive Menschen durch den Besitz des Beworbenen, das nur mit diesem Besitz attraktive Partner zu finden sein werden. Reichtum und Macht schmücken sich seit JTen mit sexuell-attraktiven BegleiterInnen und versuchen sich so als Besonders herauszustellen. Und gerne gesehene BegleiterIn zu sein vermochte es ebenso lange schon, sich vor harter Arbeit und der Last des Alltags zu drücken. Sexualität heute ist eigentlich ein Mythos, eine Erzählung, ein Narrativ, das neben ihrer natürlichen Aufgabe verwendet wird, um Macht und Einfluss auszuüben, Glückshormone frei zu setzen und Partnerschaften zu festigen. Ich finde, das man darauf reagieren und ihr langsam mal den Stellenwert zurückgeben sollte, der die Evolution ihr zugewiesen hat, und alles andere sollte dann eher in den privaten und persönlichen Bereich verschoben werden, wo direkt zwischen Menschen verhandelt wird. Auch etwas Abstand zur Romantik würde der Sexualität heute mehr als gut tun. Sie ist nicht schuddelig, nicht herausragend, auch nicht das non plus ultra, nicht das Größte, als das sie angepriesen wird, sondern einfach eine Funktion des Lebens. Sie erzeugt Licht, aber auch sehr große Schatten. Alle Religionen wissen/wussten das. Die Schatten werden gefüttert von der Gier nach mehr, der Begierde, die die Ausübung von gelungener Sexualität erzeugt. Das stört sehr häufig Freundschaften, Partnerschaften und das soziale Zusammenleben im Allgemeinen, da diese für eine Gesellschaft sinnvollen Motive alle auf einem Mindestmaß an Distanz aufbauen. Sexualität aber kennt keine Distanz, und wir sollten uns immer mal wieder fragen, welchen Stellenwert sie heute (noch) haben sollte. Sie im Dunkel der Narrative der Moderne zu lassen, wie wir sie gerade leben, wird auf Dauer keine Lösung sein. Ich würde es gut finden, sie narrativ betrachtet einfach etwas wenig wichtig zu finden. Und das ginge nur, wenn ihre Präsenz im öffentlichen Leben (Werbung, Film, Presse) deutlich reduziert würde.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert