Suchtig vs. süchtig
Nun werden nahezu alle Leser das Wort „Suchtig“ nicht verstehen, ist es doch eine Neuschöpfung von mir und beschreibt den maßvollen Umgang mit all jenen Süchten, auf die wir als menschliches Wesen nicht verzichten können. Das sind in Großen und Ganzen die Suche nach der Aufrechterhaltung des Stoffwechsel, genannt Atmung und Nahrungsaufnahme, also die Aufnahme von gasförmigen, festen und flüssigen organischen und anorganischen Substanzen 1, die Suche und Arbeit in/nach Wärmequellen und Schutzräumen, um uns von der Rauheit der uns umgebenden als auch bedrohenden Natur abzuschirmen und, um das praktikabel zusammenzufassen, die Erhaltung des Lebens, das in uns schlummert. Darauf sind nahezu alle Handlungen unseres Lebens ausgerichtet. Süchtig-Sein ist nach allgemeiner Definition aber ein krankhafter Zustand der Abhängigkeit von Etwas. Von Nahrung sind wir aber auch abhängig, von Sauerstoff sind wir abhängig, von Wärmezufuhr und Schutzräumen sind wir aus Gründen der Lebenserhaltung ebenso abhängig. Das aber dann als Krankheit zu bezeichnen ist wohl mehr als unpassend. Daher bezeichne ich es als „suchtig“. Es ist doch nicht die Abhängigkeit, an der sich das Suchtproblem aufhängt, sondern viel mehr das Maß, mit dem diese Abhängigkeiten zelebriert werden. Jeder Mensch kann allein in/vor einer Höhle mit Hilfe von Feuer und ausreichend Nahrung und Wasser ziemlich lang überleben. Das ist suchtig. In einer Gesellschaft wie der unseren heute sind in unserer Vorstellung noch sehr viele weitere Gegebenheiten notwendig, um (über)leben zu können. Ich denke da nur mal an den Strom aus der Steckdose, das Essen im Eisschrank oder das Geld auf der Bank. Würden wir uns heute als süchtig nach diesen Gegebenheiten beschreiben, also krankhaft süchtig nach diesen Dingen, oder ist das (noch) suchtig? Das ist eine interessante Frage. Und wie sieht es aus mit dem Internet, dem Kaviar und Kunst/Schmuck im Tresor? Ist das schon süchtig? Und worauf beruht das Verlangen nach diesen eventuell süchtig machenden Dingen? Jede Gesellschaft beruht auf dem Zusammenwirken von Menschen. Diese setzen dann Standards, die den schmalen Grad des „normalen“ Suchtverhaltens beschreiben. Liegt man darunter, ist man dann nur benachteiligt und arm, liegt man darüber, ist man schon reich und glücklich? Kann das wirklich so simpel definiert werden? Die Frage ist berechtigt, oder etwa nicht? Und wir müssen feststellen, das wir in Europa und Nordamerika zumindest bei den Eliten nach wie vor im Überfluss leben, während der Rest der Welt mit wenigen Ausnahmen am Rande der nach obiger Definition Armen-Existenz herumdümpelt, wie das hohe Vertreter der EU so schön formuliert haben (Paradies vs. Dschungel). Anders betrachtet allerdings bilden doch die Armen der Welt schon immer die Grundlage für den Reichtum der hiesigen Kulturwelt. Müssen hier nicht schon des lieben Friedens willen die Grundlagen des europäischen Denkens in Frage gestellt werden? Worauf beruht unsere Freiheit und unser geliebter Reichtum? Und ist es nicht langsam an der Zeit hier etwas für mehr Klarheit zu sorgen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist der Satz unseres Gesetzes, auf den es mir ankommt. Wo ist der Punkt, der Würde von Würdelosigkeit trennt? Können wir es zulassen, das Menschen in Würdelosigkeit leben müssen? Verhungern und Ertrinken lassen, verfolgen und missachten ist/macht würdelos, sowohl sich selbst als auch das Opfer. Wir scheinen unsere Gesetze nicht allzu ernst zu nehmen, oh sorry, Falschparken ist natürlich ausgenommen.
Fazit ohne Antworten
Nun kommt keine Aufzählung von Beobachtungen ohne eine schlussendliche Betrachtung aus. So sagt es unsere Gewohnheit. Wenn ich nur Fragen stelle, aber keine Antworten habe, kommt stets die Gegenfrage aufs Tapet: „Weißt du es besser?“ oder „Hasst du einen Vorschlag, wie es besser wäre? Nur, das ist nicht der Punkt, den ich beschreiben möchte. Jeder kann behaupten, etwas besser zu wissen/machen/können. Was am Ende der Aktion dann herauskommt, ist meist etwas ganz anderes. Waren die Fußballanhänger samt den FußballerInnen Deutschlands neulich nicht der Meinung, Großes erreichen zu können? Wie ist es ausgegangen? Kurz und bündig habe ich dazu gesagt: „Die besseren und glücklicheren Mannschaften haben wohl gewonnen. So ist das halt immer, besonders im Sport.“ Zurück zum Thema: Ich habe keine Antworten, sondern nur Fragen. Und: Fragen haben die Eigenschaften zu nagen. Beantwortet man sie zu schnell, wird man nur mit längst Bekanntem antworten können. So sagt es meine Erfahrung. Um zu neuen Erkenntnissen zu kommen, müssen Fragen durch litten, durchlebt und aus dem Rahmen der Normalität gezogen werden. Und man muss davon ausgehen, das viele neue Ideen auf dem Schrottplatz der Gedanken enden werden. Für ein sinnvolles Vorgehen ist also Zeit, oftmals viel Zeit notwendig. Und manchmal wacht man morgens auf und hat eine neue Antwort parat. Ob das aber die gültige für alle Zeiten sein wird, bleibt fraglich. So ist das halt. Gute neue Ideen und damit gewonnene Erfolge sind nun einmal rare Objekte. Sie deshalb zu meiden und sich mit Herkömmlichem zu begnügen, mag üblich sein, ist aber nicht meine Art zu denken und auch nicht zu leben. Ein Erfolg ist es ja bereits, wenn ich für mich persönlich eine gültige Antwort aufweisen kann. Ob ich damit allein stehe und ob das andere auch so sehen ist letztlich ohne Belang. Wenn Sie als Leser die gestellten Fragen aufnehmen und ebenfalls bearbeiten, sind wir schon zu Zweit. Und vier Augen sehen/bemerken mehr als zwei, und so weiter… So ist dieser Artikel gemeint. Er ist nicht Kritik, ist nicht Besserwisserei, ist nicht Anklage und auch keine Werbung. Er stellt Fragen, auf die Antworten zu finden längst überfällig ist. Je mehr Menschen darüber nachdenken, um so größer ist die Chance, etwas sinnvoll Neues oder etwas bewährtes Bestehendes (neu) zu entdecken.
Es wird in naher Zukunft weitere Artikel geben, die sich mit solchen Themen befassen.
- Wasser zum Beispiel und Sauerstoff sind anorganisch. ↩