Hintergründe, Mythen, Theorien

Menschenliebe

„Liebe ich meinen Ehepartner noch?“ ist doch wohl eine der Fragen, die oft gestellt werden, und meist wird darauf geantwortet: „Ja, selbstverständlich…“. Nun ist das nicht selbstverständlich, denn ein Mensch ist nicht programmierbar wie eine Maschine, und auch wenn die Antwort schon 1000 mal gestellt und wahrheitsgemäß mit einem „Ja“ beantwortet wurde, das 1001 mal bereits könnte einen ernsthaften Zweifel oder sogar schon ein „Nein“ ergeben. Das in dieser Form gilt nebenbei bemerkt auch für seine Kinder, seine Eltern, seine Großfamilie, gilt für sein Land und auch unter Umständen für sein Leben. Menschenliebe ist eine Neigung, die gerade jetzt stattfindet. Sie ist keine Zuneigung, die ein Ausgerichtet-sein auf eine Vorbestimmung beschreibt. Wer sich Ehestreitigkeiten und die folgenden Scheidungen derselben mit klarem Blick ansieht, wie sie heute allerorten zu verzeichnen sind, kommt um den Schluss nicht herum, das Liebe und Hass nicht weit auseinander liegen können. Der Wechsel geht schnell und oft nahezu stufenlos ins Gegenteil über. Gleiches scheint ebenso für alle anderen Gesellschaftsebenen zu gelten, die oben beschrieben wurden. Es ist zu beobachten, das wir uns von der altruistischen Liebe zu Menschen weit entfernt haben. Selbst in der kleinsten Einheit einer Gesellschaft, der Ehe, kommt sie nur zeitweise vor, in der Familie kann schon von selten gesprochen werden, beim Land kann es dann schon ganz anders kommen, wie die aktuelle politische Lage es eindringlich bestätigt. Führende Volksvertreter Deutschlands sehen ihr Land in einer dienenden Haltung gegenüber einer Großmacht. Das ist Liebe zur Großmacht und eine Einstellung, die den Schaden am eigenen Volk zulässt. Und die Menschenliebe allgemein kann nicht gewahrt sein, wenn man Menschen auf der Flucht ertrinken lässt oder in vorgeschobenen Kriegen für wirtschaftliche Ziele verheizt. Mir scheint, das heute sowohl Menschenliebe als auch Liebe 1 in einem Rahmen gelebt wird, der mit der Vorstellung derselben im krassen Gegensatz steht. Nicht das Wohl des vorgeblich Geliebten, sondern das eigene Wohl, durch den Geliebten erzeugt, wird angestrebt. Das ist das Gegenteil dessen, was Menschenliebe und Liebe ursprünglich meinen.

Werbepausen

Wer sich des Abends mal einen Film im Privatfernsehen anschaut und mal darauf achtet, womit in den Werbepausen Firmen ihre Produkte bewerben, wird feststellen, das hier meist gar nicht mehr das Produkt selbst beworben wird, sondern das zum Beispiel Autos mit Freiheit und Abenteuer beworben werden. Dabei dienen sie doch eigentlich mehr um zum Einkaufen und zur Arbeit fahren und stehen meist nur irgendwo auf der Straße herum. Der Gebrauch von Pharmaka hingegen wird damit beworben, das man entweder wieder attraktiv zum Date 2 kommen kann, sich von Schmerzen befreit wieder mit den Enkeln spielen kann oder seiner Arbeit wieder unbelastet in vollem Umfang nachgehen kann. Keine Frage erscheint, woher die Schmerzen, das Kopfweh oder die vielen anderen Unpässlichkeiten herkommen könnten und ob es nicht doch besser wäre, seinen Lebensstil etwas den körperlichen und „seelischen“ Gegebenheiten anzupassen. Und der dritte Aspekt in der Werbung hat eindeutig etwas damit zu tun, das sehr viele Menschen auch in Europa nicht so viel Geld besitzen/verdienen und beschäftigt sich viel mehr mit dem Thema billig als mit dem modernen nachhaltig. Ein Sofa für wenig Geld ist halt für viele noch bezahlbar, aber in kurzer Zeit auch wieder durch gesessen, und dann wird es weggeworfen auf Kosten der Umwelt und der Gemeinschaft und ein neues wird angeschafft für die nächsten zwei/drei Jahre. Diese Form des Konsums dient aber nicht den Kunden, die immer wieder kaufen müssen, so arm bleiben und nie fertig werden mit ihren Anschaffungen, sondern den Herstellern von Billigware, die sich damit die Taschen füllen.

Rundfunksender des ÖR

Vielleicht haben Sie es nie bemerkt, aber jeder Rundfunksender des ÖR (öfentlichen Rundfunks) besitzt einen zweiten Kanal, auf dem klassische und/oder kunstvolle Musik und Künstlerthemen ausgesendet werden. Keiner dieser Kanäle bringt alle 30 Minuten Werbeeinblendungen. Warum ist das so? Brauchen die kein Geld wie die Kanäle fürs gemeine Volk, oder wären die Hörer dort einfach nur genervt durch das Billig-, Attraktivitäts- und Mainstream-Gedudel? Die große Masse der Hörer dort gehört scheinbar einer Gesellschaftsschicht an, die sich mit „billig und so“ nicht abgeben muss. Das ist ein wenig so wie in den teuren Spitzenrestaurants, wo die Speisekarte keine Preise enthält. In diesen Etablissements verkehrende Kunden interessieren sich scheinbar für Preise nicht besonders. „Ein Schelm, wer…“ daraus Schlussfolgerungen zieht. Trotzdem werden diese Sender mit den Beiträgen aller bezahlt und in Gang gehalten. Ist das gerecht?

Leistungsfähigkeit

Betrachtet man als Mitglied einer Gesellschaft den Status, den verschiedene Menschen innehaben, wird man leicht feststellen, das sich dieser Status weder auf der Leistungsfähigkeit noch der Leistungsbereitschaft noch der Intelligenz noch der Menschlichkeit aufbaut, sondern vielmehr scheint es so zu sein, das der Status sich auf der Herkunft 3, den Erfolgen der Vergangenheit wie Glück gehabt, zu richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen zu tun gehabt haben, einem glücklichem Umstand seines Mensch-Seins 4 und/oder seiner Bekanntheit 5 ableitet. Die letztgenannten Motive haben alle aber wenig bis nichts mit Intelligenz und Leistung zu tun. Trotzdem nennt sich unsere Gesellschaft eine Leistungsgesellschaft 6. Ich selbst war 48 Jahre Mitarbeiter in einem großen Konzern. Leistung und Intelligenz waren dort mit wenigen Ausnahmen kein Kriterium für Erfolg und Karriere. Die Erfolgreichen sahen sich alle aber trotzdem als Elite und benahmen sich auch so. Viele Jahrhunderte lang hatten sich die Elite-Menschen abgenabelt von der großen Masse, nannten sich Adel und schmückten sich sogar mit dem Begriff „Blaues Blut“, wahrscheinlich, um sich auch anatomisch/evolutionär ein Alleinstellungs-Merkmal zu geben. Der Adel heute nennt sich Elite, ist in hohen Ämtern und Führungspositionen anzutreffen und sein Blaues Blut ist der Universitätsabschluss und/oder der Vorzug, „Prominent“ zu sein.

  1. Menschenliebe (def.) steht für die Liebe ausschließlich zu anderen Menschen; Liebe (def.) hingegen ist ein universelles Achten alles Lebendigen und seiner Grundlagen.
  2. neudeutsch: Verabredung, evtl. mit sexuellen Hintergrund
  3. Eltern, Volk und der damit vergebenen Privilegien
  4. Aussehen, sportliche Begabung
  5. …kann toll Witze erzählen, gibt sich klug, weise oder mitfühlend, hat ein Amt inne und/oder ist Kind, Partner oder Freund eines Prominenten
  6. …in der hier und da auch mal Leistung zum Aufstieg führt. Aber das würde ich als „die Ausnahme von der Regel“ betrachten.

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