Freund-Feind-Denken hat Konjunktur

Ein Ausweg aus dieser Schleife scheint nur schwer zu finden zu sein, obwohl das Räderwerk eines solchen Automatismus eigentlich ganz leicht anzuhalten ist. Und das kann nicht nur die Regierung, die Staatsmacht oder eine andere übergeordnete Instanz, sondern jedes Mitglied einer Gesellschaft kann dazu beitragen. Es ist doch wie das Räderwerk einer Uhr: Blockiert man ein einziges Zahnrad, bleibt die ganze Uhr stehen. Jedes Zugehen auf einen Menschen anderer Gesinnung trägt dazu bei, eines der unzähligen Zahnräder zu blockieren. Jedes Zeichen des Verständnisses, jede Toleranzgeste gegenüber dem anderen Lager, jedes Ertragen der Aktionen und Proteste der Andersdenkenden blockiert ebenfalls. Wir leben in einem Rechtsstaat. Was das Recht und Gesetz unserer Gesellschaft im Grunde nicht verbietet, ist erlaubt und muss daher auch als konform der Gesellschaftsordnung angesehen werden. Wer also nach den Regeln der Gesellschaft eine Demonstration abhält, handelt konform. Wer sein Recht auf körperliche Unversehrtheit wahrnimmt und sich nicht spritzen lässt, handelt konform. Nur wer gegen Gesetze verstößt, stellt sich außerhalb der Gesellschaft. So ist die Vereinbarung, so definiert sich der Rechtsstaat. Und ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was daran so kompliziert sein soll. Wir wissen doch alle, zumindest jeder, der lesen kann, das Angst ein schlechter Ratgeber ist. Und wir riskieren unser Leben bei jeder Fahrt mit dem Auto, bei jeder Ansteckung mit einer Grippe, mit jedem Badeurlaub im Meer, jedem Skiurlaub und jeder Bergtour, also können wir auch das minimale Risiko tragen, auf dem das Freiheitsrecht des Anderen beruht. Also einfach mal runterkommen und der Realität ins Auge sehen wäre angebracht.

Ich selbst versuche zwar, mich innerhalb der Gesellschaft unauffällig zu verhalten, komme aber trotzdem nicht umhin, hier und da meine Gesinnung in Form von Antworten auszudrücken, da sehr oft dezidiert gefragt wird, ob ich… und wie ich… und warum ich… das eine oder andere tue oder mich von dem einen oder anderen fernhalte. Es scheint selbstverständlich zu sein, zu einem Lager, einer Gesinnungsgemeinschaft oder einer Opfergruppe zu gehören und somit für meine „Freiheit“ zu kämpfen. Ich persönlich sehe mich nur als Mensch unter Menschen, und Menschen sind und bleiben wohl auch in Zukunft fehlerhafte und lernende Wesen. Und solange meine persönliche Freiheit nicht von anderen eingeschränkt wird, sind mir die Gesinnungen der Anderen im alten Sinne des Wortes eben gleich-gültig. Und eine Ausnahme mache ich nur für schutzbedürftige Gruppen wie Kinder, Arme, Kranke usw. Allerdings wird es zur Zeit immer schwieriger, neutral und entspannt zu bleiben. Das ist nicht im Sinne einer freien Gesellschaft. Ich möchte aber neutral sein können, mich für das eine oder andere eben gerade nicht engagieren, und wenn ich mich hier und da zu einer Lösung durchringe, heißt das nicht automatisch, zu dem betreffenden Lager zu gehören. Ich habe mich z.B. nur deshalb impfen lassen, um weiterhin meinen Hobbys nachgehen zu können und meine Gruppen weiter unterrichten zu dürfen. Ohne diesen Zwang wäre ich wahrscheinlich noch heute ungeimpft. Und ähnlich geht es mir mit der Ukraine. Ich empfinde Mitgefühl mit den durch Krieg betroffenen Menschen, aber ich bin nicht bereit, Partei zu ergreifen. Ich weiß nicht, wer angefangen hat, wer im Recht oder Unrecht ist und warum das alles stattfindet. Aber ich bin mir sicher, das Waffenlieferungen dorthin keine Hungersnöte lösen, wie ein Minister behauptet, oder gar in der Lage sind, Frieden zu schaffen, wie andere behaupten. Das ist Unsinn, Leute, genau genommen ist das sogar Hühnerkacke (Sorry, liebe Hühner…). Ich lebe in einem Land mit Meinungsfreiheit, zumindest auf den Gesetzes-Papieren steht das so. Und ich fordere diese Meinungsfreiheit für mich ein, ohne Einschränkungen und ohne Ressentiments. Und darüber diskutiere ich auch nicht! Ich informiere mich weiter bei allen Medien, amerikanische, deutsche, russische und auch die von Vanuatu, und ich bin gegen jede Form von Krieg, militärisch, wirtschaftlich, propagandistisch oder sonst wie. Und darüber sowie über meine Gesundheit entscheide ich selbst. Kein Arzt, kein Politiker oder Wissenschaftler kann mir diese Verantwortung abnehmen. Und ich hoffe, das sich viele Menschen in diesem Land sich besinnen und sich durchringen können, zumindest diese meine Ansicht zu ertragen, zu erdulden oder modern ausgedrückt zu tolerieren. Und wenn sie sich dieser Ansicht anschließen wollen, gerne, und willkommen in der Freiheit!

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