Das Narrativ als Grundlage der Identitätsbildung

Eine neue sozialwissenschaftliche Modellgrundlage für den Blick auf die Gesellschaft

Bevor ich etwas tiefer in die Thematik einsteige möchte ich auf die Definitionen und Beschreibungen in Wikipedia.org hinweisen, die eine zumindest leicht verständliche Beschreibung des Begriffs ermöglichen.

Zusätzlich habe ich, da Narrativ 1 gerne mit Erzählung 2 übersetzt wird, diesen Begriff in Wikipedia.org gesucht und ebenfalls angefügt. Wie hier leicht zu bemerken ist, ist die Übersetzung (Erzählung) ohne den erklärenden Begleitsatz, dass es sich hierbei um den einen Begriff aus der Sozialwissenschaft handelt, nicht sinnvoll. Weiterhin sollte vorab geklärt sein, dass die Begriffe Ich und Selbst, wie sie hier gerne und oft Verwendung finden,  nicht mit den gleichen Worten verwechselt werden dürfen, wie sie im Alltag und ganz besonders nicht in Religion und Esoterik verwendet werden. Ich versuche daher schon im Vorfeld, diese Begriffe, wie sie in dem Artikel Verwendung 3 finden, zu definieren. Das in dieser Weise verwendete Ich ist die Instanz eines Menschen, die sich selbst beobachtet und dieses als Subjekt, also als  „Ich sehe mich…“ oder „Ich beobachte mich…“ wahrnimmt. Das in dieser Weise verwendete Selbst ist dann Objekt und repräsentiert in dem Wort „mich“. Sehr häufig wird das Wort „Selbst“ verwendet, um den Wesenskern eines Menschen zu definieren. In der christlichen Erzählung wäre das gleichbedeutend mit Seele, in der hinduistischen mit Atman und der buddhistischen mit Leere. Diese Begrifflichkeiten sind hier in der soziologischen Bedeutung nicht angesprochen. Es geht in diesem Artikel um die Begriffe Identität und Persönlichkeit, also dem gemeinen „Ich“ oder dem Ego, und nicht um spekulativ gesetzte Grundwesenheiten.


  1. Narrativ (Sozialwissenschaften) laut Wikipedia.org: Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die Einfluss hat auf die Art, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen bestimmten Kulturkreis bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel. In diesem Sinne sind Narrative keine beliebigen Geschichten, sondern etablierte Erzählungen, die mit einer Legitimität versehen sind. Bekannte Beispiele sind der Mythos „vom Tellerwäscher zum Millionär“ und der Aufruf zum „Wettlauf zum Mond“, der in den USA starke Kräfte gebündelt und die Nation hinter einer Idee versammelt hat. Bestimmendes Element hinter einem Narrativ ist weniger der Wahrheitsgehalt, sondern ein gemeinsam geteiltes Bild mit starker Strahlkraft. Weit verbreitet ist die Meinung, dass Narrative gefunden und nicht erfunden werden. Konsens ist, dass Narrative eine Möglichkeit zur gesellschaftlichen Orientierung geben und Zuversicht vermitteln können. Mit dem verstärkten Interesse an den Neurowissenschaften und der Rolle von Emotionen und des Unterbewussten in Entscheidungsprozessen ist auch die Bedeutung von Narrativen in der öffentlichen Diskussion gewachsen.
  2. Erzählung laut Wikipedia.org: Eine Erzählung (lateinisch narratio) ist eine Form der Darstellung. Man versteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form. Sowohl den Vorgang des Erzählens als auch dessen Ergebnis, eine Geschichte im Sinne des englischen Begriffs story, nennt man Narration; mithin ist der Begriff der Narration prozess-/produktäquivok, worin sich Erzählung bzw. Narration mit Interpretation trifft, für die gleiches gilt. Die Gesamtheit jener merkmalbildenden Eigenschaften, die den Akt des Erzählens als Erzählen kennzeichnen, wird Narrativität genannt; sie ist quantifizierbar und hilft, zwischen Chronik, Historie und Erzählung zu unterscheiden. Sie besteht einerseits darin, dass Geschehnisse in einen mehr oder weniger bewertenden Bezug zu Zeit und Raum gesetzt werden oder diesen zeiträumlichen Rahmen überhaupt erst erzeugen (Chronotopologisierung), und andererseits darin, dass im Akt des Erzählens die Art und Weise des Erzählens sinnkonstitutiv ist für den Inhalt der Erzählung. Das Attribut narrativ wird auch für die Methode verwendet, Sachverhalte und Lehren in Form von Storys zu vermitteln. Ein Narrativ bezeichnet in anthropologischer Perspektive und in der Erzähltheorie (Narratologie) eine auf Geschichte bezogene Äußerung, die sowohl Inhalt als auch Subtext transportiert und deren Funktion es ist, Erlebtes in bekannte Kategorien zu bringen.
  3. Ich schreibe diese Begriffe, wenn sie sich auf soziologische Aussagen beziehen, innerhalb des Textes immer kursiv, da ich und selbst oft auch in der gebräuchlichen Definition verwendet werden müssen.

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