Statistiken und Zitate, Scorings und Stimmungen

Ich werde häufig gefragt, warum ich so lange Artikel auf meinen Blogs schreibe, und warum beim Lesen dieser Zeilen alles meist so kompliziert daherkommt. In der häutigen Zeit könne doch niemand mehr die wenige Zeit, die zur Verfügung stehe, mit langen Beiträgen verplämpern, und mehr als 180 Zeichen würde doch niemand mehr lesen wollen. Ja, genau diesen Eindruck habe ich auch, wenn ich mal wieder den Mut fasse und mir anschaue, was im Netz so gezwitschert wird. Und dabei frage ich mich stets, ob die Nachrichten mit der üblichen Länge eigentlich überhaupt Information genannt werden dürfen. Also mir ist es bisher noch nicht gelungen, um als Beispiel einen bekannten Sender von Zwitscher-Nachrichten zu nennen, aus den gezwitscherten Fragmenten des amerikanischen Präsidenten irgend einen Plan heraus zu lesen, der geeignet wäre, überdacht, hinterfragt oder präsentiert zu werden. Das sind meist nur „Rindvieh-Exkremente“ mit schlechtem Geschmack und fragwürdigem Gehalt. Sie erscheinen mir fast immer fernab von Wahrheit, Machbarkeit und Realitätssinn angesiedelt zu sein. Das ist, gilt dieser Sender doch als der mächtigste Mann der Welt, für mich nicht gerade beruhigend und stellt die Errungenschaften der modernen Welt doch massiv in Frage. Allerdings komme ich weiterhin Tag für Tag doch zu der Überzeugung, dass das in der Realität niemand zu stören scheint und alle brav „bei Fuß“ sitzen und die Anweisungen dieses „Gezwitschers“ ernst nehmen und umsetzen. Na gut, werden viele jetzt denken, „Was kann man dagegen auch wirklich tun?“. Ja genau, gegen den angesprochenen Politiker kann ich wirklich nichts tun. Da stimme ich zu, aber ich kann etwas gegen die Ansicht, der alle brav zu folgen scheinen, tun, und zwar, indem ich sie einfach nicht gut heiße und das auch äußere. Wir können alle etwas tun. Wir können sogar viel tun. Allerdings ist das dann nicht mehr brav. Wir bewundern Gandhi und Mandela, erzählen unseren Kindern über diese außergewöhnlichen Menschen, schwärmen von deren Mut und Einsatz, aber wir trauen uns nicht einmal, unser Kreuz alle vier Jahre auf dem berühmt berüchtigten Zettel in ein anderes Feld zu malen, obwohl wir dabei vollkommen unbeobachtet sind. Das ist surreal, oder etwa nicht?

Wir haben doch bezüglich Politik und Medien folgendes Bild: Einerseits haben wir an der Spitze der Staaten Politiker, die sich durch Meinungsumfragen und deren Ergebnisse in ihr Amt wählen lassen, indem sie den Ängsten und Wünschen der wählenden Bürger nach dem Munde reden. Dann wiederum werden von privaten Firmen Umfragen und Erhebungen getätigt und veröffentlicht, die wiederum den wählenden Bürger beeinflussen, die wiederum in den Wahlen die Politiker wählen, die ihren beeinflussten Ansichten nach dem Munde reden. Das Spiel geht auf diese Weise dann in die nächsten Runden, die übernächsten Runden und immer weiter. Alles ist transparent, alles ist im Fluss, alles beeinflusst alles, und das nennen wir dann Demokratie. Was daran, macht man sich die Arbeit, dieses Spiel mal bildlich darzustellen, immer wieder gleich bleibt ist letztlich nur eines: Die Beeinflussung. Und jetzt kommen wir schon mal schnell im Denken ein wenig ins Schleudern. Die Beeinflussung von Meinungen und Wahlergebnissen durch Anpassung einer politischen Zielsetzung an gerade stattfindendes aktuelles Geschehen ist doch etwas ganz normales, etwas übliches, etwas selbstverständliches. Das geht doch einfach gar nicht anders, oder etwa nicht? Das ist die Frage, die sich mir jetzt aufdrängt. Geht das anders?

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