Ein weiteres sehr lehrreiches Beispiel stellen die Zustände in Hongkong dar, wo eine durch die britische Kolonialmacht verwöhnte Stadtkultur nicht mehr länger hinnehmen will, von ihren Privilegien zunehmend abgeschnitten zu werden. Hongkong und seine Bürger sind reich. Sie stehen nach der Rückkehr zu China einem Staat gegenüber, der eine riesige Bevölkerung ernähren und versorgen muss und der zunehmend die Geduld verliert, von den Mimosen einer Stadtbevölkerung vorgeführt zu werden. Weiterhin scheinen auch hier NGO‘s und Regierungen 1 des weltweiten Finanz-Kapitalismus die Unruhen gezielt anzuheizen, indem sie Berater entsenden, Medienkampagnen schalten und/oder einzelne Aktivisten medienwirksam herumreichen. Wer allerdings glaubt, das China und seine Regierung hier Zugeständnisse machen wird, die über die Vereinbarungen mit GB, die 2040 sowieso auslaufen, hinausgehen werden, ist wohl nicht von dieser Welt. Kein Staat kann sich und seiner Bevölkerung gegenüber eine Oase der Glückseligkeit leisten. Die Menschen in Shanghai zum Beispiel würden wohl irgendwann die gleichen Rechte fordern, und weitere Städte könnten folgen. Keine Regierung, die die Macht auf sich konzentriert, wird so etwas zulassen können. Es wäre der Beginn eines Bürgerkrieges und die Wiederauflebung eines Kampfes arm gegen reich. Die Auseinandersetzungen erinnern bereits deutlich an bürgerkriegsähnliche Zustände, und es sind die Demonstranten, die Gewalt ausüben und randalieren, nicht die Polizei. Das ist selbst unseren Qualitätsmedien mittlerweile klargeworden. Trotzdem nennen unsere Politiker dieselben Randalierer immer noch eine Freiheitsbewegung und hofiert ihre Anführer.
Kommen wir zu unserer freiheitlichen westlichen Wertegemeinschaft, die sich aus den USA und Kanada, den EU-Ländern samt GB, und Australien und Neuseeland zusammensetzen. Alle Kolonialmächte und die erfolgreich europäisierten Kolonien (USA, Australien, Neuseeland) sind in dieser Wertegemeinschaft vereint. Sie alle haben gemein, das sie mehr und mehr Anteile an der Führungsrolle in der globalen Welt verlieren. Wir erinnern uns an die Klagen aus dieses Ländern: „Wir müssen mehr Verantwortung übernehmen,“ „America first“, was nichts anderes heißt, als das sich alle Entscheidungen weltweit an den Interessen der USA auszurichten haben, „Die Bundeswehr muss mehr Auslandseinsätze machen,“ was impliziert, das diese Interessen auch mit Waffengewalt durchgesetzt werden sollten. Zusätzlich zu dem Verlust der Macht eint alle diese Länder ihre Abhängigkeit von den großen Rohstoffen unserer Zeit, die die Industrien in Gang halten: Öl, Gas, Seltene Erden und saubere, ertragreiche Agrarflächen. Alle diese Länder sind ausgelaugt durch eine viele Jahrzehnte andauernde Schaffung einer Kulturlandschaft, wodurch deren Regenerationsfähigkeit zunehmend verlöscht. Der Klimawandel, große Dürre- und Hitzeperioden sowie die durch Zunahme von Naturgewalten verursachten Zerstörungen tun ihr Übriges, um den Wandel in Richtung Abhängigkeit weiter zu beschleunigen. Während die westliche Welt nach wie vor an den alten Verteilungsstrategien haftet, die Ausbeutung als Ziel setzen, haben sich mit Russland und China neue Bewerber um die Führung der Welt gemausert. Deren Strategie ist eine andere. Es ist nicht so, das Ausbeutung als Ziel deren Engagements nicht vorhanden wäre, aber deren Grad der angestrebten Ausbeutung ist deutlich moderater. China hilft weltweit beim Aufbau von Infrastruktur, bringt Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten in die entlegensten Gebiete Afrika und Asiens, ist auch in Südamerika sehr aktiv an der dortigen Entwicklung beteiligt. China macht das sicherlich nicht aus Altruismus, aber die meist armen Länder profitieren von deren Engagement. Russland verfolgt eine etwas andere Strategie. Russland hilft zurzeit weltweit bei der Schlichtung zwischen Bürgerkrieg-führender Gruppierungen in vielen Ländern. Im Nahen Osten, in Mittelamerika und weiten Teilen Asiens ist die Präsenz von Russland als Verbündeter und Vermittler der Grund, warum Frieden herrscht innerhalb einst verfeindeter Volksgruppen. Russland vertritt dabei keine dogmatischen Ansprüche. Das unterscheidet die Politik Russland vom Westen. Auch hier wird Altruismus nicht der einzige Motor sein, aber bei Russland kann ich zur Zeit keine offensichtlichen imperialen Ansprüche an seine Verbündeten erkennen, wie sie die US-Administration unter Trump zeitigt.
- USA, GB, EU ↩