Und dann müssen wir etwas aussagen über die dritte Supermacht, Russland. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Abspaltung der Republiken hatte Russland große Probleme, wieder wirtschaftlich und technisch auf die Beine zu kommen. Schuldenberge waren aufgehäuft und mussten abgetragen werden, das Wirtschaftssystem musste erneuert und modernisiert werden und politisch waren die Machtverhältnisse sehr wechselhaft auf verschieden starken Schultern verteilt, bis sich Putin zu dem einen starken Staatsführer entwickeln konnte. Heute hält er alle Fäden in der Hand. Russland ist heute ein hochmodernes Land mit einer hoch entwickelten Infrastruktur, einer modernen Wirtschaft und einer gut ausgerüsteten Armee. Dazu kommen ein schier unerschöpflicher Schatz an Bodenschätzen, eine riesige Landmasse und gute Freundschafts- und Handelsbeziehungen zu China. Nach der Sezession der Krim allerdings geriet Russland zunehmend unter den Druck durch die vielfältigen Handelssanktionen und die Ausdehnung der Nato bis an seine Staatsgrenzen. Russland strebt unter Putin zurück auf Augenhöhe mit den USA und China, und ist wohl nicht länger bereit, sich dem zunehmenden Druck zu beugen. Es steht seit langem schon mit dem Rücken zur Wand und kann nicht weiter zurückweichen. Als einziger wirklich ernstzunehmender militärischer Gegner der USA sieht es sich ständig im Fokus der geostrategischen Auseinandersetzungen stehen, die von dort geführt werden.
Und was ist eigentlich mit Europa los? Findet neben den Streitereien und dem Herum taktieren auf der Weltbühne noch irgendetwas statt auf diesem Kontinent, was in irgendeiner Art und Weise mit politischem Sinn erfüllt ist? Ich denke nicht, das sich ein Europa in der Form der EU wird halten können. Als Lieblingsopfer der USA und schwacher Gegenspieler Russlands und im Angesicht der wirtschaftlichen Macht Chinas wird Europa schon heute nur noch eine Statistenrolle zugestanden. Die politische Kaste der uneinigen Länder und ihre Auftritte sprechen da wohl für sich. Europa muss sich reformieren oder es wird geopolitisch untergehen.
Und während ich hier sitze und überlege, was sich Positives an Europa noch finden lässt, geschieht, was wirklich niemand hier für möglich gehalten hat. Russland greift die Ukraine an mit dem Ziel, so Putin, das Land zu entwaffnen und zu entnazifizieren. Und innerhalb weniger Stunden nur kontrolliert Russland den Luftraum und zerstört einen Großteil der ukrainisch-militärischen Infrastruktur. Niemand im Westen weiß heute, wohin das führen wird. Trotzdem scheint sich niemand wirklich für die russischen Motive und Ziele zu interessieren. „Putin ist ein Verbrecher“, sagen einige Medien in D, andere wollen Russland mit Sanktionen wirtschaftlich ruinieren. Und andere sind der Überzeugung, das russisch gefärbte Medien, die in Europa tätig sind, abgeschaltet werden müssten. Aber, und das frage ich ganz offen, wo sonst als in russischen Medien wollen sie etwas über den Stand in der Ukraine, über Putins Motive und Überlegungen erfahren als aus den Medien, die vor Ort sind und dort auch geduldet werden.
Reden wir darüber, was RT und Anti-Spiegel so berichten. Dort könnten Sie die Rede Putins an seine Nation in deutscher Übersetzung nachlesen. Und sie könnten bei RT einen Artikel finden, in dem erklärt wird, was der Ehrenvorsitzende des Russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, Prof. Sergei Karaganow, die „konstruktive Zerstörung des bisherigen Modells der Beziehungen zum Westen“ nennt, die neuen Putin Doktrin. Der Artikel ist sehr aufschlussreich und wäre dort nicht veröffentlicht, wenn es nicht große Übereinstimmungen gäbe mit den Zielen Russlands und seiner neuen Ausrichtung und Positionierung. Ich kann leider nicht sagen, wie lange diese Medien bei uns noch ohne Störung angesehen werden kann, aber ich denke, es lohnt sich, sich dort einmal über die andere Seite zu informieren. Auch die Ansicht seiner „Feinde“ sollte uns interessieren, finde ich, schon deshalb, um sie besser zu verstehen. Und auch die Nachrichten von RT-live TV sind interessant und informativ, denn dort werden aktuelle Bilder aus der Ukraine gezeigt, und nicht, wie etwa bei Bild, die Archivaufnahmen einer russischen Militärübung aus 2014 oder die Bilder einer brennenden chinesischen Chemiefabrik aus 2015 als Livebilder aus der Kriegsregion verkaufen wollen, warum auch immer?