Und wann haben Sie etwas positives über das Russland Putins gelesen? Glauben Sie im Ernst, das dieses Land der große Bösewicht der Welt ist? Wann hat Russland unter Putin denn Krieg geführt? Außer Georgien, Süd- und Nordossetin, Tschetschenien, Syrien und Ukraine ist mir da nicht viel bekannt geworden. In Syrien und Südossetien hatte Russland Bündnisverpflichtungen. In der Ukraine und Tschetschenien waren russische Bevölkerungsminderheiten betroffen. Für eine Supermacht verhält sich Russland sehr friedlich, was man von den USA, von Frankreich und GB gerade nicht behaupten kann. Keine dieser Aktivitäten Russlands wurde in der Absicht verübt, Kontrolle über Rohstoffe zu erhalten. Es ging überwiegend um den Schutz russischsprachiger Bürger und um das Ende einer bewaffneten Auseinandersetzung. Kein betroffenes Land stürzte danach ins politische Chaos und wurde von Russland ausgebeutet. Da kennen wir über den „friedlichen“ Westen aber ganz andere Beispiele: Libyen, Afghanistan, Ägypten und Irak, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Und die sogenannte „Annektion“ der Krim, die zu Sanktionen der westlichen Welt führte, war in Wirklichkeit eine Sezession. Das ist rechtswissenschaftlich unbestritten. In Syrien herrscht heute Frieden bis auf eine kleine Enklave, in der die USA mit ihren Truppen ihre Verbündeten untergebracht haben und sich dabei vor der Rache der Syrer hinter einen Flüchtlingslager verschanzen. Wenn Sie mich fragen, fällt im Gegensatz zur USA Russland mehr als ein Erhalter des Friedens auf als ein Aggressor. Wird darüber berichtet in westlichen Medien?
Ein weiteres Auswahlverfahren in den Nachrichten ist bei Unfällen und Brand- oder Naturkatastrophen zu beobachten, wo Fehlleistung auf westlicher Seite stets abgewiegelt und verharmlost, auf feindlicher Seite aber stets aufgeputscht werden. Ebenso wird der Ausdruck einer Anteilnahme oder die Leistungen der Helfer und Behörden bei Freund und Feind verschieden dargestellt. Der Blitzeinschlag vor Tagen in eine russische Passagiermaschine, die 41 Opfer forderte, wurde durch Technikmängel, durch Behörden- bzw. Helferversagen und dem egoistischen Verhalten der Passagiere erklärt, während die Abstürze von westlichen Flugzeugen durch Softwarefehler wie der Boeing 737 max ja mal vorkommen können. Blitze aber sind naturgegeben, Egoismus ist in der ganzen Welt verbreitet, Softwarefehler allerdings sind rein auf menschliches Versagen zurückzuführen. Das sollte eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein.
Das Anschläge islamistischer Organisationen in Paris oder Berlin eine Massenhysterie auszulösen vermögen, was verständlich ist, bleiben Anschläge ähnlicher Gruppen in Russland, im Iran oder Syrien weitestgehend unerwähnt. Keine Anteilnahme, keine „Jetzt sind wir Russland“-Kommentare, keine Hilfsangebote, keine Millionenspenden. Ähnlich einseitige Auswahlen erfolgen bei Unfällen in Bergwerken, Bränden an wertvollen Baudenkmälern oder anderen Katastrophen. Sie werden fast nur Beiträge zu lesen bekommen, die zwischen den Zeilen stets durchblicken lassen, das hier in Russland und Venezuela die gesellschaftlichen Verhältnisse einen großen Anteil am Geschehen haben. Andererseits, haben Sie je gespendet oder Anteilnahme ausgedrückt für die Drohnenopfer Amerikas in aller Welt. Ist nicht auch ein Feind ebenso ein Mensch wie der Freund? Was sagt denn der oft gerühmte Humanismus dazu?
Eine weitere Beobachtung ist das Auswahlverfahren, das sich entweder an der Sensationslust der Leser orientiert oder nur Nachrichten aufnimmt, zu denen aktuelle Bezüge hergestellt werden können, die große Teile der Menschen bewegen. So nehmen Unfallmeldungen samt der Detailbeschreibungen bei Google-News immer einen großen Raum ein. Sie sind auch trotz intensiver Bemühung nicht abwählbar. Auch kleinste Verfehlungen der Prominenz und Stars von der Kleiderordnung bis zum Höschenblitzer werden bis ins kleinste Detail dargelegt und können auch in den persönlichen Einstellungen nicht ausgeblendet werden, obwohl sie zum Beispiel von mir nie angeklickt werden. Was sagt uns das? Dienen diese Nachrichten vielleicht nur der Befüllung der Portale und Sendungen, damit die Auswahlmöglichkeit, die für Politik und Zeitgeschehen verwendet wird können, künstlich klein bleiben und werden so die Auswahlverfahren verschleiert? Wir müssen aus der Menge an Daten auswählen und konnten ja nicht…? Ein Schelm, der so in Verschwörungstheorien denkt. Sichtbar für mich ist jedenfalls, das weite Teile der Nachrichtenerstattung mit Themen befüllt werden, die mir zum Beispiel vollkommen unwichtig erscheinen, während dringend benötigte Hintergrundinformationen nicht gegeben werden oder nur in den Onlineportalen unter großer Mühe aufgefunden werden können.