Wenn wir jetzt weiter zu den Wirtschaftskrisen kommen, die sich wie eine lange Kette aneinander reihen, so scheinen die Menschen, die Unternehmen, Banken und Staaten wirklich verlernt zu haben, was Lernen eigentlich bedeutet. Wenn doch Gier und Egoismus die Auslöser aller Wirtschaftskrisen war, so sollte doch die Bekämpfung dieser beiden Unsitten in der Reformierung einer Krise eine große Rolle spielen. Ist das so geschehen? Nein, im Gegenteil, man hat der Gier stets neue Tore geöffnet, hat dereguliert, Geld in Unmengen auf den Markt geworfen, hat die Urheber und Schuldigen belohnt, statt sie zu bremsen und zur Vernunft zu bringen. Dabei sind die Altersversorgungen, die Ersparnisse der Bevölkerung und die Zukunft der nächsten Generation stets auf der Strecke geblieben. Von großem Interesse waren stets das Wohlwollen des neuen internationalen Geldadels, als ob Geld alles und jedes beseitigen oder reinigen könne. Man sprach davon, das man befürchte, das große Geld könne Füße bekommen und sich ein anderes Land suchen. Dabei ist großer Reichtum ja kein Stoff, den man einfach in die Taschen stecken kann. Meist sind große Vermögen in Land- und Immobilienbesitz, Produktionsanlagen, Firmenbeteiligungen und Kunstschätzen gebunden und das alles kann gar nicht einfach bewegt werden. Land und Immobilien können zwar den Besitzer wechseln, bleiben aber immer an Ort und Stelle. Produktionsanlagen und Firmen könnten auch von Angestellten geleitet werden, Firmenbeteiligungen sind an den Marktwert gebunden. Und man kann auch einfach mal eine Aktie abschmieren lassen, kann Aktienbesitz versteuern oder die Dividenden streichen. Firmen sind ja an ihrem Aktienwert nur dann interessiert, wenn sie neues Geld aufnehmen müssen. Man könne Land- und Immobilienbesitz hoch besteuern, Firmen in der Not aus Gesellschaftsmitteln zu neuen Geldmitteln verhelfen und die Ausfuhr von Kunstschätzen verbieten. Und man könnte das schnelle Geld-Machen an der Börse eingrenzen, wenn man die Käufer von Aktien, Wertpapieren, Gold und anderen Wertpapieren zwingen würde, ihren neuen Besitz für einen bestimmten Zeitraum zu halten.
Verschwörung
Nun könnte man, wenn man die Abläufe verschiedener Krisen studiert, leicht auf die Idee kommen, das hier eine Gruppe von reichen und mächtigen Menschen sich dazu verschworen haben, Krisen entweder auszulösen, zu verlängern oder einfach nur zu nutzen, um sich zu bereichern. Und die statistischen Zahlen geben dazu auch ein Bild ab, das dieser Art von Theorie durchaus einen Stellenwert einräumt. In nahezu allen aufgezählten Krisen war es der Geldadel und die reichen Konzerne, die kräftig an Gewicht (Macht, Geld, Einfluss, Rendite) zugenommen haben. Diese Theorien, ob sie Weltverschwörung, Tiefenstaat, xxx-Komplex oder sonst wie genannt werden, werden heute als Verschwörungstheorien und ihre Verfechter als Verschwörungstheoretiker bezeichnet und von der Elite mit aller Macht bekämpft. Und Elite bezeichnet hier nicht nur die Reichen und Mächtigen selbst, sondern auch die Dienstleister dieser Elite, die sich durch hohes Einkommen, sichere Arbeitsplätze und stetige Nähe zur Macht erkennen lassen. Dazu zählen Mitarbeiter in Behörden, Managements, Medien, Rundfunk und Fernsehen, Parteien, Banken und Investitionsgesellschaften ebenso wie der gutsituierte selbstständige Mittelstand. Alle anderen Gesellschaftsgruppen, ob selbstständig oder angestellt, die sich in den kleineren Einkommensstufen bewegen, waren und sind in Krisenzeiten oftmals die kräftig Gebeutelten. Sei es, das sie ihr Geschäft nicht weiter betreiben können, ob sie auf Lohnerhöhungen verzichten müssen, ob sie mit der hohen Inflation zu kämpfen haben oder durch Umstrukturierungen und neue Technologien ihren Arbeitsplatz verlieren, seien es steigende Mieten, steigende Immobilienpreise, steigende Ölpreise oder besondere Verwaltungsvorschriften, die unteren und mittleren Einkommen haben den Preis jeder Krise bezahlt. Und auch die Rentner und Pensionäre, deren Steigerung der Ruhestandeinkommen an die gewerkschaftlichen Lohnerhöhungen gekoppelt sind, sind und bleiben die Leidtragenden. Und eine weitere Gruppe trifft es besonders hart, nämlich die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich noch kein sicheres Lebensgefüge aufbauen konnten.