Ich komme jetzt auf die Thematik der „Goldenen Milliarde“ und der darin herrschenden „Goldenen 10 Millionen“ zurück. Die goldenen Zeiten entstanden, da die USA als einzige Industrienation den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstehen konnte und Europa half, wieder auf die Beine zu kommen. Andere Staaten wie Russland, China, Indien hatten nicht dieses Glück und mussten sich aus eigener Kraft entwickeln. Dafür waren einige Jahre mehr erforderlich und so entstand eine Zeit mit einer Diskrepanz in der Leistungsfähigkeit, die eine Vormachtstellung Einzelner möglich machte. Nun aber haben diese Länder aufgeschlossen, mehr noch, haben diese Länder einen auf eigener Kraft aufgebauten Wohlstand erreicht und beginnen die durch Hilfestellung der USA aufgepeppten Staaten zu überholen. Die hilfreiche Macht von einst selbst gerät nämlich zunehmend ins Wanken und kann keine weitere Hilfestellung mehr leisten, mehr noch, verlangt zunehmend die Hilfestellung derer, denen sie einst geholfen hat sich wieder aufzurichten. Es tut weh, wenn Hilfsbedürftige plötzlich selbstständig werden müssen. Sie haben nur gelernt, sich auf andere zu verlassen und sehen sich jetzt mit Aufgaben konfrontiert, die sie total überfordern. Daher kommt meiner Ansicht nach das verklärte Schielen auf das Verhalten des Hegemons, kommt das flatterhafte Schwanken zwischen Wollen und Können, kommt das konzeptlose Pendeln zwischen extremen Ansätzen, das von außerhalb als beängstigend empfundene Wiederholen längst überholter Fakten und Vorstellungen und das Nachahmen gesellschaftlicher Strömungen des Hegemons in der eigenen Gesellschaft. Die EU, ein Zusammenschluss von Staaten mit dem Ziel der Kriegsverhütung in Europa, hat sich nicht wie erwünscht ein neues Machtzentrum, sondern ein durch Korruption und Misswirtschaft geprägtes schwarzes Loch entwickelt, das Unsummen an Steuergeldern verschlingt. Aus internationaler Sicht betrachtet ist die EU ein politisch machtloses Gebilde in sich uneiniger Staaten, das mit einer seltsamen Mischung aus veralteten Vorstellungen und einem sich an den Hegemon anbiederndem Verhalten seinen Platz in der Welt sucht und dabei nicht sieht, das sie den letzten Rest ihres Ansehens in wirren Visionen und darauf aufbauendem diplomatischem Fehlverhalten verspielt. Sie hat sich entblößt und wird in der Welt längst als lächerlich angesehen.
Worüber wir nachdenken müssen in Europa ist die Tatsache, das eine neue Zeit angebrochen ist. Viele Länder der Welt haben aufgeschlossen und verlangen einen gleichberechtigten Platz neben den alten Herren. Die Machtzentren haben sich vervielfacht, und das alte Europa hat noch nicht begriffen, was vor sich geht. Es geht nicht mehr darum, seine Vormachtmachtstellung zu verteidigen. Es geht darum, überhaupt auf der erreichten wirtschaftlichen Ebene bleiben zu können und nicht abzurutschen. Dazu muss sich ein anders konzipiertes Wirtschaften ausbilden, das nicht mehr auf der Ausbeutung anderer Völker aufgebaut ist. Auch sind kriegerische Auseinandersetzungen alter Prägung im Angesicht der Verbreitung nuklearer Waffen nicht mehr zeitgemäß. Europa muss das Selbstbestimmungsrecht der Völker achten und sich erneuert zu einem gerne gesehenen Handelspartner entwickeln, der sich auf Augenhöhe mit seinen Handelspartnern sieht. Es geht nicht mehr um Eroberungen, sondern um die Konstruktion von Kompromissen zur allseitigen Zufriedenheit in der Weltgemeinschaft. Kriegsgeschrei, Rechthaberei und einseitige Parteinahmen sind da kontraproduktiv. Länder, die keine eigenen Rohstoffvorkommen besitzen, brauchen gute Beziehungen zu rohstoffreichen Ländern. Woher sonst sollten die Materialien kommen, mit denen sie die Waren produzieren, mit denen sie zu Handeln gedenken und mit denen ihre Bedürftigkeiten 1 abgedeckt werden können. Europa selbst ist ein bereits vollständig ausgeplündertes Land mit wenig Ressourcen. Was sie in Zukunft nur noch verkaufen können sind ihre Ideen und der Erfindungsreichtum einer alten von Zivilisation geprägten Bevölkerung. Dafür brauchen sie aber Handelspartner in der weniger entwickelten Welt. Dann braucht Europa seine Menschen. Das sind nicht nur die in Amt und Würden residierenden Vorbeter, sondern auch die Arbeiter, die Angestellten, die kleinen Handwerks- und Agrarbetriebe. Es sind eben nicht nur die multinationalen Konzerne, die das Maß bestimmen. Es sind neben den schon genannten Personen kleine mittelständische Betriebe, die das Gros der Wirtschaftsleistung erbringen. Alle Genannten müssen berücksichtigt werden in einer Gesellschaft, die auf Aufgabenverteilung und der Ausnutzung von Fähigkeiten ihrer Mitglieder beruht. Wenn große Teile einer Bevölkerung unzufrieden ihre Tage verbringen, wie soll dann eine Gesellschaft entstehen, die Zukunftssicher ist? Verstehen das die Großkopferten aus Politik und Konzernzentralen nicht (mehr)? Sie verschleudern Kapital und Mittel in großen Ausmaß, um eine Welt zu verteidigen, die es gar nicht mehr gibt. Und sie zerstören mit diesem auf Bluff aufgebauten Spiel den Ruf einer fleißigen Bevölkerung in der Weltöffentlichkeit. Das ist nicht nur nicht schön, sondern ist erbärmlich.
- Energie, Metalle, Nahrungsmittel, Technologie, Arbeitskräfte ↩