Gibt es die „Goldene Milliarde“ wirklich?

Aber es gibt ja nicht nur Menschen, die in Hass, Feindschaft und Zugehörigkeit ihre Verwirrung ausleben. Es gibt auch immer noch die Zeitgenossen, die die Phänomene der Menschlichkeit und die damit vorhandenen Möglichkeiten, Zwist zu säen nutzen, um ihren Reichtum zu vermehren und abzusichern. Und in dieser Sparte gibt es einige Völker oder genauer beschrieben deren Eliten, die sich hier in ganz besonderer Weise hervorgetan haben: Die Europäer und die ehemaligen Kolonien, die ihr europäisches Erbe erfolgreich weiterentwickeln konnten. Ich spreche bei letzteren hier von den Ländern, die nach europäischen Vorgaben organisiert sind und dieses zu einer Blüte ausformen konnten. Dazu zählen neben den EU-Mitgliedern und wenigen kleinen Staaten auch die USA, Australien, Neuseeland, Kanada, Südkorea und auch Japan. Diese Staatengemeinschaft definiert sich durch reiche Eliten und deren Gewohnheit, sich selbst als das Non Plus Ultra der Menschheit anzusehen. Nach Borell wohnen diese nämlich in einem Garten, während alle anderen Wesen samt Menschen im Dschungel wahrscheinlich ein animalisches Leben führen. Sie, die Gartenbewohner, werden mittlerweile in den ärmeren Gebieten der Welt als „Die Goldene Milliarde“ ¹ angesehen, die kolonial geprägt ihre Leidenschaft auslebt, nicht als gleich akzeptierte Menschengruppen willkürlich und progressiv zu bevormunden, auszubeuten und zu reglementieren, und das ganz so, wie es ihnen eben so gerade in den Kram passt. In der Kolonialzeit war das noch besonders deutlich. Ob Sklavenhandel, Inbesitznahme von Rohstoffen und Erzeugnissen der Natur, ob Raub und Mord an unwillige Menschengruppen oder die Vorenthaltung moderner Erzeugnisse der Medizin, Landwirtschaft und Technik, die Methode war/ist leicht zu erkennen und trägt/trug die immer gleichen Züge. Die einfachen Menschen in Europa denken heute, diese Strukturen und Verhaltensformen seien weitestgehend abgeschlossen und Vergangenheit. Dem ist leider nicht so. Aus der Sicht der Ausbeutung haben sich lediglich die Methoden geändert, sie sind feiner und weniger offensichtlich geworden. Aus der Sicht der Ausgebeuteten allerdings hat sich wenig geändert. Raubzüge werden heute als Kriege, Krisen oder Konflikte in der Nomenklatur irgendwelcher Werte ausgetragen, es wird nach wie vor gemordet ², wird nach rechtsstaatlichen Regeln ausgebeutet ³ und reglementiert wird jeder, der nicht ins zur Zeit favorisierte Weltbild passt ⁴, und das alles ohne Rücksicht auf Verluste.

Allerdings gibt es seit neuester Zeit Bestrebungen in der Welt, die diese Übermacht der europäisch Organisierten brechen zu wollen. Nun gab es das ja schon immer, aber heute haben diese Völker einen Entwicklungsstand erreicht, der sie befähigt, wirkungsvollen Widerstand zu leisten und ihr Selbstbestimmungsrecht einzufordern. Gut zu sehen ist das an den Ländern, die sich mittlerweile in den BRICS zusammengefunden haben. Sie alle lehnen ein Leben in Vorherrschaft und Abhängigkeit ab, beginnen, eigene Systeme und Gesellschaftsnormen zu entwickeln und sie leisten immer erfolgreicher Widerstand gegen ihre ehemaligen Peiniger. Wenn ich eine ehrliche Antwort auf diese Bestrebungen geben darf: Ich persönlich begrüße das. Leider scheint diese Ansicht aber innerhalb der Gemeinschaft, der ich nach wie vor aktiv angehöre, nicht besonders verbreitet zu sein, denn anders kann ich mir die gewagten Bestrebungen, mit Krieg und Sanktionen den europäischen Willen weltweit durchzusetzen, nicht erklären. Können Europa, Amerika und Freunde, können „Die Goldenen 10 Millionen“ wirklich nur weiter auf hohem Niveau existieren, wenn das in Vorherrschaft, Dominanz, imperialem Gehabe und aus dem Stand des Stärkeren heraus geschieht? Das ist die Frage, mit der sich die Menschheit als Ganzes auseinander setzen muss. Und was sind eigentlich die Werte, die hier so aufdringlich und aggressiv verteidigt werden, nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb der eigenen Bevölkerungen. Das ist eine Frage, die „Die Goldene Milliarde“ sich selbst stellen und beantworten muss.