Die neue Erdgaspipeline Nord Stream 2 soll die Energieversorgung Europas, besonders Deutschlands, auch in Zukunft sichern. Allerdings gibt es einige europäische Staaten, die den Bau seit langem bekämpfen, da sie einerseits eine zu große Abhängigkeit von Russland fürchten und andererseits auf die Transferzahlungen, die für bestehende Überlandleitungen zu leisten sind, nicht verzichten möchten. Polen, die Ukraine und die Baltischen Staaten sprechen in dieser Weise. Der größte Gegner allerdings sind die USA, die ebenfalls um die Unabhängigkeit der Energieversorgung Europas besorgt zu sein vorgeben und die durch diese Pipeline ihr Europa-Geschäft mit Fracking-Gas beeinträchtigt sehen. Seit 2018 bekämpfen die USA die Fertigstellung des Projekts mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Und sie schrecken dabei auch nicht davor zurück, sich aktiv zu einer Blockade aller beteiligten Firmen und Organisationen zu entscheiden, falls die Arbeiten nicht eingestellt würden. Dazu gehören Drohungen, Sanktionen sowie direkte Drohungen an die politisch beteiligten Organe Deutschlands. Mit Trump als Präsident sind diese Anfeindungen für jedermann ersichtlich und werden ganz offen ausgetragen. Aber auch viele Demokraten in den USA sehen diese Einflussnahme auf europäische Projekte als vollkommen legal an. Es gibt konkret Aussagen des US-Botschafters und einen Brief dreier Senatoren, die ganz konkret Sanktionen ankündigen, falls den Interessen der USA nicht Rechnung getragen wird. Diese amerikanischen Aktivitäten werden von allen europäischen Beteiligten als einen klaren Bruch des Völkerrechts und als einen Verstoß gegen alle Handelsabkommen angesehen. Eine genaue Beschreibung dazu gibt es ebenfalls in Wikipedia unter dem Suchbegriff „Nord Stream 2“. Die Pipeline ist heute bis auf die letzten 150 km fertiggestellt. Der Bau ist zur Zeit gestoppt, weil sich kein Dienstleister findet, der die Pipeline fertigstellen kann, ohne Restriktionen aus den USA zu erwarten.
Betrachten wir die Verknüpfung Nawalny/Nord Stream 2 in der genannten Faktenlage einmal genauer und stellen dazu einige Fragen, die dazu schnell ins Auge springen:
- Wer hat ein Interesse am Tode Nawalnys? Wer profitiert davon?
Natürlich kann man sagen, das die russische Führung sich über die Arbeit von Nawalny nicht gerade erfreut zeigen kann. Immerhin versteht er sich als erklärter Gegner des russischen Präsidenten. Aber Nawalny als Nationalist ist auch nicht gerade ein Freund westlicher Einflussnahme in Russland und seinen Anrainerstaaten, und er ließe sich als Nationalist selbst im Falle einer Machtübernahme mit Sicherheit nicht vom Westen vereinnahmen. Somit haben beide politische Lager, die hier sich einen Machtkampf liefern, ein Interesse am Ausscheiden Nawalnys aus der russischen Politik, Russlands Führung verliert einen lästigen Gegner, der Westen verliert einen unkontrollierbaren Oppositionsführer. - Wer hat ein Interesse an neuen westlichen Sanktionen gegenüber Russland?
Das ist eine Frage, die sich nur aus der Geschichte beantworten lässt und die mich zunehmend irritiert. Eigentlich hat nur ein einziger westlicher Staat ein Interesse an weiteren Sanktionen gegenüber Russland, nämlich die USA, da diese den europäischen Wirtschaften weitaus mehr schadet als das in den USA spürbar ist. Der Handel zwischen der EU und Russland liegt bereits jetzt auf sehr niedrigen Niveau, während der Handel USA-Russland nahezu gleich geblieben ist. Weitere Sanktionen würden diese Schere noch weiter öffnen. - Was hat eine privatwirtschaftliche finanzierte Gas-Versorgungsleitung mit der Parteipolitik in Russland zu tun?
Nichts, eigentlich gar nichts! Das ist in etwa so, als wenn Griechenland die Lieferung von Olivenöl an Deutschland einstellen würde, weil ein deutscher Oppositionspolitiker Opfer eines Giftanschlags in Wannemünde geworden wäre. - Welches Interesse haben westliche Politiker eigentlich mit inner-russischen Kriminalfällen?
Das ist eine Frage, die gar nicht zu beantworten ist. Hat irgend ein Land der Welt die BRD mit Sanktionen belegt, weil auf Rudi Dutschke ein Mordanschlag verübt wurde? Hat das irgendwen im Ausland überhaupt interessiert? Wer hat ein Interesse daran, das in anderen Ländern Proteste und Demonstrationen gegenüber der aktuellen Regierung stattfinden? Die Frage kann sich jeder doch wohl selbst beantworten. Denken sie an die Ukraine, an den nordafrikanischen Frühling, an Syrien, den Iran, an die Türkei und und und… Wer hat dort die Opposition ausgestattet, unterstützt und mit Logistik und Material versorgt? - Welches Interesse könnte ein Politiker wie Putin am Tode eines politischen Gegners haben, der ihm genau betrachtet gar nicht gefährlich werden kann?
Gerade die Verwendung eines Giftes wie Nowischock war doch schon einmal, in der Skripal-Affäre, Thema und Begründung von Sanktionen und der starken Abkühlung von internationalen Beziehungen zwischen Nato-Ländern und Russland. Warum sollte das jetzt bei Nawalny anders sein? Entschuldigung, aber Putin ist nicht Trump, und ich halte ihn für zu intelligent, um den gleichen Fehler zweimal zu machen. Wenn die Führung Russlands einen Gegner töten möchte, hätte das auch Erfolg, zumal das Geschehen sich in Russland selbst abspielte. - Wer hat ein Interesse am Scheitern der Gaspipeline Nord Stream 2?
Da kommen jetzt eine ganze Reihe von Interessenten ins Spiel. Da ist an vorderster Front zu nennen die USA und GB, beide aus geopolitischen und wirtschaftlichen Gründen. Das Fracking-Gas-Geschäft wäre da zu nennen, der Einfluss auf die Wirtschaft der EU, die Stärkung des Empire-Gedankens und das Bedürfnis, die Macht der Nato auf weitere Regionen in der Welt auszudehnen. Weiterhin zu nennen sind die baltischen Staaten, sind die Ukraine und Polen, denen durch das Projekt wichtige Geldquellen zu versiegen drohen. Selbst in Südeuropa sind die zunehmenden wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Russland ein Dorn im Auge, da sie das wirtschaftliche Gefälle Nord-Süd noch zu verstärken drohen. - Wer sind die Akteure, die ein Scheitern der Pipeline in Form einer Sanktion ins Spiel bringen?
Die großen Gegner innerhalb der europäischen Politik sind nahezu alle im Umfeld der Kreise zu finden, die als „Die Atlantiker“ bekannt sind. Für diese Gruppe ist die Gefolgschaft Europas gegenüber dem Imperium USA eine unhinterfragte Grundlage der globalen Sicherheitspolitik. Dazu zählen Politiker wie Röttgen, Weber und Göring-Eckard, die sich besonders zur Stärke und Vorherrschaft der Nato weltweit stark machen und nahezu in allen von den USA geführten Think Tanks mitmischen, die sich mit derartigen geopolitischen Planspielen befassen. Die drei Genannten waren besonders schnell, lautstark und besonders großflächig sofort nach dem Nawalny-Anschlag in der Weltpresse präsent, um gegen Russland und die Pipeline zu agitieren. - Wer verfügt über Zugang zu Nowitschock-Kampfstoffen?
Die Länder, von denen bekannt ist, zu Nowitschock Zugang zu haben wurden bereits oben bezüglich ihrer Erwähnung in Wikipedia genannt. Die Formeln des Kampfstoffes sind veröffentlicht und jeder gute Synthese-Chemiker ist in der Lage, diese nachzukochen. Ich denke, das jeder Geheimdienst der Welt und jede Abteilung, die sich mit chemischer Kriegsführung beschäftigt, dafür in Frage kommen kann. - Wie wirken Nowitschock-Kampfstoffe bei einer akuten Vergiftung?
Nach einer Aussage eines Entwicklers des Kampfstoffes in der Sowjetunion wirkt der Kampfstoff sofort und ist absolut tödlich. Er meinte, wenn das Nowitschock gewesen wäre, wäre Nawalny heute nicht in der Charité, sondern unter der Erde. Wenn das Gift nicht im Flugzeug, was man ausschließen kann, weil sonst auch andere Passagiere betroffen sein müssten, sondern beim Warten auf den Abflug verabreicht wurde, könne es nicht Nowitschock gewesen sein. Dazu wirke das Gift zu schnell und seine Wirkung könne auf kleinem Raum nicht auf eine Person begrenzt gewesen sein. Aber wie gesagt, auch hier verweise ich auf die Erläuterungen in Wikipedia zu dem Giftstoff.