Nach Aussagen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages befinden wir uns seit der Entscheidung, Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern, die Armee der Ukraine mit Aufklärungsmaterial zu versorgen und ukrainische Soldaten in Deutschland auszubilden im Krieg mit Russland. Das wird zwar niemand in Regierung und Verwaltung bestätigen, darum geht es aber auch gar nicht, denn nicht wir entscheiden, wann wir uns im Krieg befinden, sondern in diesem Fall ist es Russland, das diese Entscheidung trifft. Und wie man in Russland darüber denken wird, scheint allen klar zu sein, die sich auch nur etwas mit der russischen Mentalität und speziell ihrem Gedenken an die Millionen russischen Opfer des Zweiten Weltkrieges beschäftigt haben.
Ich frage mich heute, was wohl in den Köpfen derer vor sich gehen möge, die sich angesichts der kürzlich getroffenen Entscheidungen über Kampfpanzerlieferungen heroisch auf die Brust klopfen und/oder in Triumphgeschrei ausbrechen. Wie mag wohl die Zukunftsperspektive aussehen, die sich diese Geister ausmalen? Träumen sie davon, Russland, das größte Land der Welt, endgültig in die Knie zu zwingen, das riesige Land aufzuteilen, diese Teile mit Despoten-Regierungen zu versehen, um es dann ausplündern zu können, so in der Art etwa, wie Europa das in seiner Geschichte immer wieder gemacht hat? Glauben sie vielleicht sogar, das ihr Traum Wirklichkeit werden könne, ohne selbst dafür einen Blutzoll zahlen zu müssen? Und eine kleine Frage zwischendurch: Wie würde wohl eine Ukraine sich verhalten, sollte sie über Russland siegen? Wollen wir einen Selenskyj als Führer einer neuen Großmacht, vielleicht sogar mit Atomwaffen? Diese Fragen sollten beantwortet werden, wenn man sich ernsthaft Gedanken machen wollte, was der Krieg im Osten wohl erbringen könne. Und etwas weiteres kommt hinzu, und ich glaube, das man das vor lauter Euphorie über die Eldorado-Vorstellung eines gefallenen Russland immer wieder übersieht: Russland ist eine Atommacht. Und sie wird nicht verlieren, ohne ihre Waffen einzusetzen, und zwar alle, auch die Atomaren. Hat irgend jemand mal daran gedacht, warum der „üble Bösewicht Putin“ (Entschuldigung nach Moskau) im Falle einer Niederlage sich auf seine Menschlichkeit besinnen sollte? Und glaubt irgend jemand, das Biden in den USA einen Atomangriff Russlands auf Europa mit Atombomben auf Russland beantworten würde und so riskiert, das sein geliebtes Land im Staub der russischen Antwort versinkt? Im Leben nicht!
US-Amerika ist das Schicksal von Europa vollkommen egal. Sie wollen ihre Vormachtstellung nicht verlieren, und dabei werden Mitgefühl und Großherzigkeit keine Rolle spielen. Ein großes mächtiges Europa ist den US-Vordenkern seit Jahren schon ein Dorn im Auge. Sie werden Europa klein halten, und dabei jedes Mittel einsetzen. Man denke nur an Nord-Stream-2. Oder denken wir weiter zurück an die 6 Millionen Tonnen Bomben, die die USA auf Vietnam, Kambodscha und Laos abgeworfen haben, und wie sie dann, als sie merkten, das sie nicht gewinnen würden, kleinlaut abgezogen sind. Und denken wir an die Bomben auf Serbien und auf Libyen. Und denken wir an die Drohnenangriffe in aller Welt, deren sie sich ganz offen rühmen. Auch der Sieg über Hitler im Zweite Weltkrieg wurde ja nicht von den USA erkämpft, sondern von Russland, sowohl im Osten gegen Japan als auch hier in Europa. Sie sind erst 1944 aktiv geworden, und haben ohne größere Opfer im Heimatland die Lorbeeren des Sieges und dann Reparationen für sich beansprucht. 1944, als die USA in Europa aktiv wurden, sie erinnern sich, war der Krieg für Deutschland so gut wie verloren. Es fehlte nur noch der Todesstoß. Auch damals haben sie sich damit begnügt, Waffen zu liefern und andere für sich kämpfen zu lassen, bis klar wurde, wer den Krieg gewinnen würde. Das ist die allgemein bekannte Geschichte, die eigentlich jeder, der lesen kann, kennen sollte.
Die Frage ist doch wohl, warum sich Europa und besonders Deutschland von dieser Supermacht für ihre Imperiums-Spiele einspannen lässt? Sind wir, wie vermutet, noch ein besetztes Land? Sind Ramstein und die Atomlager im Harz denn kein Ziel für eine sich im Krieg befindende Supermacht? Und was würden zwei Atombomben dort wohl anrichten? Wie sieht es in der Mitte Europas wohl aus, wenn rund um diese Ziele im Umkreis von 500 Kilometern kein Leben mehr möglich sein würde? „Armselig“ trifft es sicher nicht. Meiner Ansicht nach kann sich Europa zur Zeit keinerlei Kriege leisten, nicht gegen Russland und auch sonst nicht. Haben wir den Zustand unserer Armee vergessen? Keine Munition, Gewehre, die nicht geradeaus schießen, Panzer, die nicht funktionieren, Marinehubschrauber, die über dem Salzwasser der Meere rosten, Flugzeuge, die nicht fliegen, und was sonst noch alles. Habe ich was vergessen? Auch ja, die Gorch Fock ist aktiv und wird jeden Krieg zu einem positiven Ende führen. Satire beiseite: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Wer Nachrichten ließt, sollte sich doch wohl an die jüngere Geschichte erinnern können. Und glaubt hier irgend jemand, das es in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien anders aussehen könne als in Deutschland? Im Leben nicht.