Die Berichterstattung zum Amoklauf in München

Bei aller Wut und aller Trauer um die Opfer dieser Bluttat, die Berichterstattung in den öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten (ARD, ZDF) ließ nicht nur zu wünschen übrig, sondern gestaltete sich zwischen “vielleicht und wahrscheinlich” und “wir wissen nichts, machen aber 10 Minuten lang Sendung” mit Konjunktiven schlimmer wie eine Lesung aus dem Kaffeesatz. Zusätzlich wurden Korrespondenten, Polizeisprecher und andere Beobachter durch Suggestivfragen zu Spekulationen gedrängt, die ohne ausreichende Informationen gar nicht angestellt werden konnten. Das war, schlicht gesagt, erbärmlich.
Zudem sollte man selbst in unserem Lande Deutschland mittlerweile zu der Schlussfolgerung gelangt sein, dass Terror und Amok nur wie die Täter dieses wünschen funktionieren können, wenn die Medien, besonders Presse, Rundfunk und Fernsehen diesen Taten auch ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken bereit sind. Ich möchte daher die Frage stellen, ob die Sensationsgeilheit unserer Medien nicht letztlich erst die Voraussetzung dafür schafft, dass solche Taten überhaupt geplant und durchgeführt werden. Sicherlich ist es für die Bewohner der betroffenen Stadt München, den betroffenen Kreis um die Stadt herum wichtig, Informationen zu erhalten. In Hamburg jedoch sind für die meisten Bewohner ein Wissen um Details der Vorkommnisse in München vollkommen uninteressant. Es würde genügen, zu melden: “In München sind Schüsse gefallen. Wir berichten, wenn uns ausreichende und gesicherte Informationen dazu vorliegen”. Kein Brennpunkt ist dazu notwendig, kein Ticker braucht zu laufen.

Je geringer der Rummel um Bluttaten ausgeprägt ist, desto uninteressanter wird es für potentielle Täter oder Gruppen, auf diese Weise für ihr Anliegen zu kämpfen oder sogar als Märtyrer für ein Anliegen zu sterben. Außerdem sollten wir immer auch die Fragen stellen, warum, für wen oder was und zu welchem Zweck solche Taten begangen werden. Nicht immer erscheint auf den erstem Blick klar zu sein, was hier geschieht oder schon geschehen ist. Und im Resümee solcher Taten ist auch die Frage zu stellen, wem diese denn letztlich genutzt haben, denn nicht immer sind und waren die Bekennerorganisationen selbst auch die Organisatoren der Taten.

Wir sprechen unwidersprochen in den Medien von Spontanradikalisierungen, von Anwerbung durch Terrororganisationen, von Schläfern und weiteren undurchsichtigen Hintergründen, denen die Täter, meist durch Polizeiaktionen bei der Tat erschossen, ausgeliefert waren. Belegt werden diese durch Nachweis von Besuchen entsprechender Webseiten, von Propagandamaterial oder Zeugenaussagen. Ich möchte mir ehrlich gar nicht vorstellen, was man mir alles auf solche Weise andichten und aninterpretieren könnte. Ich würde empfehlen zu versuchen, den einen oder anderen Täter einmal lebend zu fassen und auszufragen. Vielleicht kommen dann auch dort Mitwirkende und Verknüpfungen ans Tageslicht, wie dieses bei den NSU-Mordtaten im Prozess gegen eine Täterin bereits zu Vorschein kam. Und vielleicht sind nicht nur Terrororganisationen, sondern auch ganz unverdächtige Kreise an der Ausführung von Mordtaten und deren Öffentlichkeitswirkung interessiert. Seien Sie ehrlich! Hatten Sie den Verfassungsschutz in Verdacht, Mordtaten aktiv zu verschleiern? Haben Sie gedacht, dass erfolgreiche Steuerbeamte zu psychisch Kranken degradiert werden können und das eine Staatanwaltschaft dieses deckt und sogar erst möglich macht. Und haben Sie vermutet, das Fahrzeuge in millionenfacher Zahl verkauft auf unseren Straßen fahren dürfen, die mehr als das Vielfache des Zulässigen an giftigen Abgasen emittieren?

Ich würde gerne sehen, dass Täter dazu befragt werden, warum und wieso sie ihre Taten begehen, und zwar nicht nur um Licht ins Dunkel zu bringen, sondern auch, um solcherlei zukünftig besser verhindern zu können. Ich habe keinerlei Mitleid mit Tätern dieser Art, aber sie immer gleich tot zu machen ist auch nicht hilfreich.

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