Nachfolgende in meinem Verständnis unverschämte Äußerungen haben mich zu einem Leserbrief animiert:
Exkurs zum Artikel:
Der Artikel beginn mit dem Satz: Ich habe mich oft gefragt, wie wohl das typische AfD-Mitglied aussieht.(Zitat: Der Spiegel 23/2015)
Ein weiterer Satz lautet: Die Wahlforschung sagt, dass das durchschnittliche AfD-Mitglied 51 Jahre alt und männlich ist und in einem Vorort lebt. (Zitat: Der Spiegel 23/2015)
Der folgende Artikel beginnt mit dem Satz: Ich kann den Ärger gut verstehen. (Zitat: Der Spiegel 23/2015)
Weiter geht es mit: In der Disziplin des Rechtbehaltenwollens ist die Syriza-Partei so etwas wie die AfD des Südens. (Zitat: Der Spiegel 23/2015)
Und der Artikel endet mit: Es ist das Schicksal des Nerds, dass er in der Politik immer den Kürzeren zieht. (Zitat: Der Spiegel 23/2015)
Der Leserbrief:
Ich habe mich schon oft gefragt, wie so ein typischer Presseschreiber aussieht. Da wo ich wohne gibt es die nämlich nicht. Aber als ich neulich im Spiegel den Schwarzen Kanal las, wusste ich das sofort: Wie der jüngere Bruder von Ich-Weiß Nichts, nur nicht so tiefschürfend.
Der typische Presseschreiber ist so Anfang bis Mitte Fünfzig, hat ein Studium hinter sich und kann daher gar nicht leiden, wenn Menschen das Herunterbeten von Klischees und das Nachbeten von Hohlphrasen nicht als ernstzunehmenden Journalismus betrachten.
Ich kann das gut verstehen. Solange ich immer nur das schreibe, was die Leser lesen möchten, mir dabei jeglichen eigenen Gedanken verkneife, bleibe ich druckbar, denn dann sind die Spießer beruhigt und die Mächtigen fühlen sich bestätigt. Ihre Botschaft ist angekommen, und das ist gut für das Magazin.
Wir wissen doch alle, dass… wer dem Main-Stream-Mob nicht nach der Nase schreibt und dass… wer den Mächtigen allzu oft auf die Füße tritt, in der Presse bald den Kürzesten ziehen wird.
Eigene Gedanken? Hinter die Oberfläche schauen? Etwas verändern wollen, vielleicht gar zum Besseren? Vielleicht sogar fürs einfache Volk einstehen? Kritischer Journalismus? Geht‘s noch!
Aber mal ganz einfach ausgepresst:
Syriza mit der AfD vergleichen zu wollen ist total verfehlt. Die Erstgenannten wurden von einem Volk demokratisch als Regierung bestimmt und bekamen den Auftrag, die Schreibtischtäter abzulösen, die genau das Kleingedruckte zu später Stunde mitverfasst, damit die Realität verschleiert und ein ganzes Volk in den Abgrund gerissen haben.
Und die AfD? Das sind keine Nerd‘s (Fachidiot, Freak). Nerd ist eine Bezeichnung für Menschen, die etwas gut können und daher als Sonderling gelten. Für Ersteres zumindest sind wir bei der AfD ganz falsch angesiedelt. Über die sollte man, schon aus Marketing-Gründen, als demokratischer Journalist einfach nur sachlich berichten. Das Notwendigste zur Information: ja. Werbung machen: nein.
Hanspeter Sperzel, 30.05.2015