Haben wir uns das wirklich gewünscht: Ein Staat der sich um seine Bürger kümmert und in Plenarsälen entscheidet, was gesund ist, was gegessen werden soll, wie warm die eigene Wohnung sein darf und wer in der Welt böse ist und wer nicht? Und das nicht aus Sorge um die Gesundheit, den Lebensstandard und die Versorgung seiner Bürger, nein, die Sorge gilt jetzt gerade der Solidarität mit einem der korruptesten Staaten der Welt 1 und der Missbilligung eines Präsidenten eines Nachbarvolkes, der sich so in die Enge getrieben gefühlt haben muss, das er, wie viele andere Staatsführer vor ihm auch schon, keinen anderen Weg mehr sah als einen Krieg zu beginnen.
Ob er das allerdings wird rechtfertigen können, darüber entscheiden die Historiker erst in weiter Zukunft. Es gilt doch wohl noch immer das altbekannte Verfahren, das Krieg die letzte Möglichkeit ist, in der Politik sich letztlich durchzusetzen. Das können wir beobachten in nahezu allen Epochen unserer Geschichte. Ob man einen Glauben, ein Machtstreben oder wirtschaftlichen Interessen durchsetzen möchte, bleibt dafür letztlich egal. Wir haben das gesehen in Vietnam, in der Dominikanische Republik, in Kambodscha, Afghanistan, Nicaragua, Grenada, Kuba, Libyen, Panama, Kuwait, Jugoslawien, Irak, Iran, Somalia, Syrien, Jemen, Israel, Ägypten, Georgien, Transnistrien, Tschetschenien, und jetzt in der Ukraine. So selten und alleinstehend ist das im Osten Europas gewählte aktuelle „Verfahren“ also nicht. Alle diese Kriege wären vermeidbar gewesen, ohne Tod oder Zerstörung, wenn sich einige wenige mächtige Spinner und Träumer, die sich meist Politiker nennen, willig an einen Tisch gesetzt hätten und bereit gewesen wären, eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu finden. Und die oben gezeigte Aufzählung zählt nur eine Auswahl der „richtigen“ Kriege auf, die geheimen „dienstlichen“ Aktionen, von der Ermordung seiner Gegner bis zum Sturz von gewählten Regierungen, sind da noch gar nicht aufgeführt. Was also, frage ich mich, ist das Besondere an diesem Krieg heute, das wir in Europa, nur um eine Seite zu unterstützen, unseren eigenen Status und Wohlstand so massiv aufs Spiel setzen?
Wir kennen das alte Sprichwort, das besagt: Man habe es ja nur gut gemeint. Das man dabei so ganz nebenbei eine Katastrophe ausgelöst hatte und sich vielleicht zu entschuldigen habe, fällt dann auch regelmäßig unter den Tisch. Wofür sich Menschen bald werden entschuldigen müssen, morgen oder nicht allzu ferner Zukunft, ist die Ignoranz, Dummheit und Hochnäsigkeit, mit der man in der weltweiten Politik, getrieben von Dogmen und Wunschvorstellungen, ständig Krisen auslöst, diese in Gang hält oder provoziert, die die ganze Menschheit an den Abgrund einer Katastrophe zu führen in der Lage sind. Ob es sich dabei um das In-die Welt-setzen, Herstellen und Züchten von Krankheitserregern, Atombomben, Falschinformationen oder Cyberwaffen, ob das Sanktionen sind oder mit der Vorenthaltung von Arzneimitteln, Nahrungsmitteln und anderen technischen Errungenschaften einher geht, ob das Finanz- und Börsenkrisen sind, sich mit seinem Nachbarland aus welchen Gründen auch immer einen Krieg leistet oder ob das einfach nur der Abenteuerlust einiger weniger entspringt, bleibt dabei relativ gleich-gültig.
Was ist eigentlich so schwer daran, „Nein“ zu Krieg und Gewalt zu sagen. Und muss man, wenn zwei sich streiten, bekriegen und/oder nur (?!) bedrohen, wirklich Partei ergreifen? Krieg und Gewalt sind niemals angemessen oder notwendig, ganz gleich aus welchem Grund auch immer so etwas angefangen wird. Wir kennen doch auch heute noch den weisen und richtigen Spruch, den unsere Friedensbewegung (Wo ist die eigentlich heute?) mal geprägt hatte: Stell dir vor, es wäre Krieg, und keiner geht hin. Was würde das, mal im „Wort zum Sonntag-Chargon“ ausgedrückt, bedeuten? Da rollen Panzer durch die Straßen, und keiner kümmert sich darum. Was will eine Armee von einigen tausend Soldaten denn machen, wenn eine Millionen-große Bevölkerung sich weigert, auf deren Anwesenheit zu reagieren und einfach ihren Alltag lebt, als wäre nichts geschehen. Würde das wirklich größere Opfer und Verluste erbringen, als wenn man bewaffnet und aktiv Widerstand leistet, noch dazu gegen einen überstarken Gegner? Wie lange halten die Soldaten, die glauben, in Feindesland eingedrungen zu sein, das denn durch? Wäre das nicht einmal eine Überlegung wert? Wenige Menschen sind niemals in der Lage, eine große Menge dauerhaft zu unterdrücken, wenn es keine Narrative und Glaubensvorstellungen gibt, die das rechtfertigen können. Daran ist die Aristokratie in aller Welt nach langen Jahrhunderten des Erfolgs vor einhundert Jahren gescheitert, daran haben sich Diktatoren in aller Welt mit wenig dauerhaften Erfolg abgemüht, und daran wird jede militärische Intervention scheitern, vielleicht nicht heute, aber nicht weit in der Zukunft. Und zu guter Letzt werden doch wieder die gleichen Leute wie immer schon an einem Tisch sitzen und etwas aushandeln müssen. Das kann man doch auch gleich machen, bevor die ersten Kugeln fliegen. Haben wir vergessen, was uns die Geschichte der letzten zweitausend Jahr lehrt? Ist durch Gewalt jemals etwas besser geworden?
Und bitte, um keine falschen Überzeugungen zu verkünden, Gewalt ist nicht nur die Faust zu ballen und/oder die Waffe in der Hand zu halten und damit auf andere loszugehen. Gewalt ist auch, Waffen und Munition zu liefern, damit Gewalt überhaupt erst ausgeübt werden kann. Dafür gibt es, wie jeder Informierte weiß, in D das Kriegswaffenkontrollgesetz. Warum gilt das auf einmal nicht mehr? Hat irgend ein Parlament das abgeschafft? Warum gehen also Waffen aus D in Konfliktregionen auf dieser Erde, sei es, um eine Kriegspartei zu unterstützen oder um von Angst befallenen Staaten es zu ermöglichen, sich verteidigen zu können? Warum werden im Nahen Osten noch immer deutsche Waffen eingesetzt? Warum stellen wir überhaupt Waffen her? Ist es nicht jedem klar, das Waffen und Kriegsmaterial überhaupt keinen Nutzen haben? Gewalt ist auch Hetze, Verleumdung und die unendlichen Bemühungen, einen anderen um jeden Preis und mit allen Mitteln in die Knie zu zwingen. Warum in aller Welt werden wir sonst ständig und mit großem Aufwand mit Propaganda bombardiert, und zwar von allen Seiten, die diesen Mord- und Totschlag zu rechtfertigen suchen? Und warum bezahlen wir auch noch dafür? Wenn man den Umfragen glauben darf (Ich persönlich würde davon abraten…!), steht eine große Mehrheit hinter diesem Unsinn, während gleichzeitig alle „selbstverständlich“ für Frieden und Freiheit plädieren. Kommt das nicht irgend jemand mal komisch vor? Wir haben uns doch nur einem Verteidigungsbündnis angeschlossen, um uns verteidigen zu können, werden aber gerade gar nicht angegriffen und sollen uns trotzdem verteidigen, durch Verzicht auf Wärme in unseren Wohnungen, durch verteuerte Rohstoffe und Verbrauchsmaterialien, durch Verzicht auf Handel, durch Reklame und Unterstützung für eine Kriegspartei, durch das Verbot von kritischen Medien, durch die Verfolgung und Ausgrenzung von betroffenen Menschen (…die entweder eine andere Sichtweise haben oder auch nur einer zur Zeit geächteten Ethnie angehören). Wir wissen nichts über den Konflikt, der das alles verursacht hat. Wir kennen nur die Auswürfe unserer Propaganda-Schleudern, egal welcher Seite sie auch immer angehören.
- 2021: Platz Nr. 122 auf dem Korruptionsindex CPI, zwischen Eswatini und Gabun ↩
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