Liebe Rebekka Reinhard.
Ich schreibe diesen Leserbrief als Kommentar auf ihren Artikel:
Die Sehnsucht nach dem Unmittelbaren (Ausgabe 3/2022; Hohe Luft)
Ihr Text fing so schön an, setzte sich so schön fort…
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Wir leben alle auf demselben Planeten…
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Vielmehr ist es umgekehrt…
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Auch Heufer-Umlaufs Position…
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Was die einzelnen Mitglieder (Gruppe A, Gruppe B)…
…und dann dieser Satz eines Historikers: „Gehen Sie immer wieder in die Beobachtungshaltung!“, um den Autor dann einen Verschwörungstheoretiker zu nennen und somit genau in die Falle zu gehen, die sie vorher versuchten zu beschreiben. Und bei den Vorschlägen zur Lektüre weisen sie auf einen „Exemplarischen Vortrag eines erfolgreichen Verschwörungstheoretikers…“ hin und bestätigen damit, das Sie nicht versehentlich, sondern beabsichtigt in die selbst beschriebene Falle gegangen sind.
Und dann kommt der letzte Abschnitt, in dem sie ein Zitat von Nguyen-Kim ausführen:
„Wenn wir im Streit (…) nur versuchen, unsere persönliche Ansicht mit allen Mitteln durchzusetzen… treten wir auf der Stelle“. Damit widerlegen Sie sich selbst. Einen Historiker, der sich mit der Analyse von Ereignissen befasst und diese in einen Zusammenhang zu setzen sucht, einen Verschwörungstheoretiker zu nennen, ist doch gerade der Versuch, seine Schlussfolgerungen bereits im Vorfeld zu diskreditieren, anstatt die geäußerte andere Meinung einfach in den Diskurs aufzunehmen und zu diskutieren.
Ich habe viele, sehr viele Vorträge von Herrn Ganser gehört und verfolgt, und klar, nicht alle seine Schlussfolgerungen entsprechen den gültigen Narrativen, aber das man seine Ausführungen so einfach vom Tisch wischen könne (Verschwörungstheoretiker eben, mit anderen Worten: Lohnt sich nicht zu lesen/hören…), kann ich keinesfalls bestätigen. Im Gegenteil, denn auffällig ist, das sich seine Gegner nicht einmal bemühen, seine Argumente anzugreifen, sondern gleich und schon im Vorfeld zur Verleumdung greifen. Ich habe bisher noch jede Behauptung von Herrn Ganser recherchieren können, denn jede seiner Aussagen ist mit Quellenangabe belegt. Pro Buch sind das zum Beispiel über 500 Quellenangaben, und auch auf seinen Vorträgen werden alle Quellen benannt. Das suchen sie im von Ihnen zitierten Spiegel, in der Zeit und sonst-wo stets vergebens.
Der Satz „Gehen Sie immer wieder in die Beobachtungshaltung!“ ist doch so zu verstehen, das jede Nachricht, jede Meinung, jede Beschreibung immer in Relation zu ihrem Urheber und dessen hoffentlich bekannte Position gesetzt werden muss. Die Behauptungen eines kriegführenden Präsidenten wird sicher nicht heißen: „Ich bin im Unrecht…“, die eines Pharmaunternehmens nicht „Mein Produkt ist unwirksam…“ oder die eines Reporters nicht: „Ich mache Propaganda…“, nein, sie wird die Fakten so darstellen, wie sie gefallen oder gewünscht werden. Jedem sollte das klar sein. Und die Position eines Philosophen ist normalerweise die, keine Position zu haben, sondern Fragen zu stellen und gut durchdachte Bedenken zu äußern, wenn er/sie auf fest betonierte Positionen trifft. Seine/Ihre Position kann keineswegs sein, sich an Verleumdungen zu beteiligen!
Mit nur zwei Äußerungen haben Sie einen sehr guten Artikel vollkommen zerstört. Schade…
Liebe Grüße Hanspeter Sperzel
PS: Der Leserbrief ist im Blog „NeoNikoManie“ veröffentlicht.