Ein lustiges Thema zur Sommerzeit hält uns alle in Atem und wir vergessen dabei, dass das, was wir erfahren haben, zu jeder Zeit in jedem Land das übliche Verfahren ist, sich oder seiner Gruppe Macht und Einfluss zu sichern. Nur sind die Methoden, mit denen dies heute geschieht, deutlich umfassender und wirkungsvoller als je zuvor. Geheimdienste gab und gibt es in jeder Kultur, und alle Mächtigen dieser Welt benutzen Wissen zur Sicherung ihres Einflusses. Ob dieses von Spionen, aus Dokumentendiebstählen, aus Gerüchten oder durch Verrat erlangt wird, hat bisher mit Ausnahme der Betroffenen noch niemand in der Öffentlichkeit wirklich gestört und hinterfragt.
Ein Ehepaar, das Behördendokumente an einen russischen Geheimdienst weiterleitet, macht sich strafbar, wird staatsanwaltlich verfolgt und sitzt ein paar Jahre ein. Würden die Dokumente an den amerikanischen Geheimdienst weitergeleitet, erfolgt keine Strafverfolgung. Spionieren Russen in unserem Lande, werden diese verfolgt und bestraft. Spionieren aber Amerikaner in der gleichen Weise, öffnen sich ihnen alle Amtstüren.
Werden Steuervergehen der Wohlhabenden und Mächtigen angezeigt oder verfolgt, droht Psychiatrie (Fall Murath, Bayern) oder Entlassung (Steuerfahnder, Hessen), werden allerdings sogenannte Sozialbetrüger und Asylanten bei kleinen (groß geht ja da sowieso nicht!) Unregelmäßigkeiten ertappt, werden selbige durch Presse und Behörden an den Pranger gestellt und unbarmherzig verfolgt.
Würde ein Amerikaner auf laufende Spionageprogramme der Russen aufmerksam machen, würde er wie ein Held gefeiert. Zeigt er bei gleichem Geschehen auf die eigenen Leute, begeht er Hochverrat und wird weltweit verfolgt.
Beispiele dieser Art gibt es viele, was aber wesentlich ist an dieser Art der eingespielten Ungleichheit: All dieses verstößt gegen Gesetz und Verfassung! Dort steht nämlich: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich …“, und das heißt doch: Ein Spion ist ein Spion, ein Steuerbetrüger ist ein Steuerbetrüger, ein Dieb ist ein Dieb und ein Verbrecher ein Verbrecher. Und es ist unwesentlich, für oder gegen wen der Gesetzesverstoß erfolgt ist; und die Größe und Wertigkeit des Schadens bzw. Vergehens bestimmt das Strafmaß. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Wir erlauben uns diese Ungleichheiten, weil die große Mehrheit der Betroffenen sich nicht wehren kann. Um sich wehren zu können braucht es einen langen Atem. Der Gang vor Gericht verschlingt Geld, Zeit und Nerven und meist sind die Angezeigten (Firmen, Ämter, Regierungen, Versicherungen‚ Wohlhabende) in der deutlich besseren Position. Sie ziehen die Verfahren in die Länge, können ihre Beziehungen spielen lassen und treffen auf willfährige Helfer in Amt und Justiz.
Seien wir doch ehrlich: Unser System ist ungerecht, unfair und zeigt deutliche Zeichen moralischen und ethischem Zerfalls. Geld, Beziehungen und Willkür im Amt sind an der Tagesordnung, und der alte Spruch der Römer gilt auch heute noch:
Wer die Macht hat, hat das Recht, und wer das Recht hat, beugt es auch.
Wir leisten uns Niedriglohn, Altersarmut, verrottete Schulen, Mietwucher und die Einöden der Vorstädte. Wir arbeiten unter unzumutbaren Bedingungen, lassen uns als Proleten oder Bildungsfern beleidigen und mit den Worten abspeisen: So ist es halt! Was ist also zu tun?
Wir, das sind die Bürger und Bürgerinnen, die einfachen Leute, sind der Markt. Und was wir nicht kaufen, nutzen oder woran wir nicht teilnehmen, wird weder Gewinn noch Ruhm noch Macht verleihen. Wen wir nicht wählen und damit nicht mit Amt und Würde ausstatten, wird uns nicht belügen können. Und es gibt immer Alternativen. Zur Wahl stellen sich 26 Parteien, nur fünf davon haben eine Chance fürs Parlament, und wenn davon keine unseren Gefallen findet, dann wählen wir eben die Düsteren, die Lindgrünen oder wie auch immer diese Gruppen heißen mögen. Besser als die Armuts- und Unrechtsbeschleuniger sind diese allemal. Was wir damit aussagen ist: Wir haben gewählt, und ihr, die ihr unsere Stimme nicht verbuchen konntet, seid von uns nicht gewollt! Besser als nichtwählen ist das allemal.
Und kaufen können wir auch beim Bauern um die Ecke, beim Türken im Ortsteil oder in den vielen kleinen Geschäften in den Nebenstraßen. Und vielleicht freut sich auch ein Schneider, ein Schuhmacher oder Schreiner mal über neue Kundschaft. Und vielleicht können wir die vielen Läden unterstützen, die noch reparieren, maßanfertigen und/oder echte Qualität verkaufen. Und vielleicht werden durch einen Ansturm auf kleine Firmen und Geschäfte auch die Arbeitsplätze entstehen, die unsere Industriekonzerne zerstört oder pervertiert haben.
Und unterstützen können wir die Banken, die sich nicht mit der Zerstörung und Vernichtung von Unternehmen, Guthaben und Erspartem beschäftigen, sondern ihre ursprüngliche Aufgabe noch kennen und wahrnehmen.
Wir einfachen Leute haben die Macht in unseren Händen, denn: Wir sind viele! Was ist ein König ohne Volk, eine Partei ohne Wahlstimmen, ein Regent ohne Regierte, eine Ausbeuter ohne Ausgebeutete, ein Geschäft ohne Kunden und eine Rede ohne Zuhörer.
Wir sollten endlich beginnen, uns dieser Macht zu bedienen!