Ein Versuch zum Narrativ „Arbeit“

Und dann sind so Unsitten im Umlauf, neue Moden, die oftmals etwas mit der neuen Kommunikationsform Social Media und mit den Marketingstrategien großer Herstellern von Luxusgütern und Dienstleistern zu tun haben. Ein besonderer Trend ist die Selbstoptimierungsbemühung, die groß und breit in den Medien verpresst wird und die Menschen dazu aufstachelt, sich sehr intensiv mit so ganz neuen Themengebieten zu beschäftigen wie Gesundheit, Ernährung, Social Media, Reisen, Wellness, Sparen, Vorsorgen, Outfit und dergleichen, wie gesagt kurz unter Selbstoptimierung zusammengefasst. Wer bitte sehr außer mir ist in der Lage zu entscheiden, was gut oder schlecht ist für mich, und wen bitte sehr habe ich damit beauftragt, mir diese Informationen ständig in den Erzählungen, den  Medien und vor allen Dingen den Anforderungen der Arbeitgeber, die eigentlich und in Wirklichkeit „Arbeitnehmer“ sind (Sie nehmen nämlich meine Arbeit und füllen sich so die Beutel), aufzutischen. Ich bin als Mensch eigentlich nur meiner Würde gegenüber verantwortlich, und diese ist und bleibt nach wie vor unantastbar. Jemanden zu sagen, er sei zu dumm, zu dick, zu ungesund ernährt oder nicht ansprechend genug gekleidet, ist würdelos. Dass es in einer Gesellschaft Regel geben muss, kurz Gesetze genannt, ist unwidersprochen. Aber Gesetze regeln diese angesprochenen Gegebenheiten doch gar nicht. Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, wie dumm, wie schlau, wie schlank oder dick ich als Mensch sein darf. Also was soll der Mist eigentlich? Ich denke, hier bedarf es künftig Regeln, die die Würde achten und mir die Freiheiten zugestehen, die das Grundgesetz mir bietet.

Ich denke, die Richtung ist gesetzt und wohin meine Gedanken fließen wollen, ist klar geworden. Es ist die vordringlichste Aufgabe der nächsten Jahre, diese Narrative zu ändern, die uns die Unannehmlichkeiten beschert haben, die wir beklagen müssen und mit denen jeder konfrontiert sein sollte, der sich „sozialisiert“ nennt. Und diese Aufgabe werden junge Menschen von 20 bis 40, in Führungspositionen auch vielleicht noch von 50 Jahren,  lösen müssen. Nur im Gesamtsystem aber wird sich eine Synthese erschließen, daher braucht es dazu im alten Wortsinne gebildete junge Menschen, die weder Teller noch Rand kennen, die Visionen haben und Träume, die sich nicht vereinnahmen lassen durch einfache Erklärungen und die bereit sind, vollkommen „Neu“ zu denken. Und wir Alten, die die Fäden noch immer in der Hand halten, sollten diesen Wechsel zulassen, ja sogar befördern. Dazu sind vielfältige Maßnahmen notwendig, die aber alle aus der Gesamtansicht heraus bestimmt werden müssen. Dafür gibt es Universallisten, Menschen also, die viele Fachgebiete überschauen können und aus der Höhe schauen, was machbar ist. Sollte es diese so heute nicht (mehr) geben, sollten sie schnellstens ausgebildet werden. Ich glaube, man hat sie nur noch nicht gesucht und daher konnten sie auch nicht gefunden werden. Und noch ein Hinweis: Es sind nicht die Superschlauen, die nur gute Noten mit nach Hause bringen, also nicht hoch-, sondern breit-begabte Mitmenschen. Sie sind es, die dazu befähigt sein werden, eine Änderung herbeizuführen.

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