Die ungenutzte Macht des Verbrauchers

Was ist so schwer daran, einzusehen, das wir selbst handeln müssen? Kauft eure Bücher doch öfters mal wieder im Buchhandel, kauft mal wieder beim Metzger, beim Bäcker, im Gemüseladen, beim Einzelhandel und den vielen anderen kleinen Geschäften nebenan. Repariert eure Geräte, oder lasst sie reparieren, und was nicht repariert werden kann, das kauft nicht! Es gibt nicht genug Handwerker, die reparieren können? Angebot und Nachfrage ist ein Gesetz des Marktes. Setzt eine Nachfrage, dann wird es auch Angebote geben. Und etwas öfters mal wieder zu tun heißt nicht, es immer tun zu müssen. Kein Zwang und kein Dogma ist notwendig. Nutzt einfach die Möglichkeiten, die sich bieten. Das klingt schwierig? Ja, aber es ist alternativlos.

Seien wir ehrlich! Demonstrieren hilft auch nicht mehr. Es gibt Chaoten und vom System zerstörte Charaktere, die euren Protest gegen euch und für ihre eigenen Zwecke zu nutzen verstehen. Mehr „zu Posten“ hilft auch nicht. Nicht mehr „zu Liken“ ist auch keine Maßnahme gegen Hass, Lüge und Einfalt im Netz. Eine Maßnahme gegen Hass ist Facebook, Twitter und Co einfach nicht mehr exzessiv zu nutzen. Hass wird dann zwar immer noch gepostet, aber keiner liest den Scheiß jeden Tag. Keine Reaktionen mehr, das ist eine Maßnahme, die trifft. Wenn Donald in Washington seine Entscheidungen und Einfälle über Twitter verbreitet, aber keiner mehr das Zeug liest, ihm niemand mehr folgt, wird er künftig andere Wege nutzen müssen, oder etwa nicht. Es gibt kein Gesetz, das das Lesen und Verwenden von Social-Media vorschreibt, oder sollte mir da etwas entgangen sein. Ich zum Beispiel poste nicht, like nicht, beteilige mich dort nur dann,wenn es unbedingt notwendig ist und mir keine Wahl bleibt, weil Mitmenschen darauf bestehen. Ich lese das Zeug in Social-Media in der Gesamtheit selten, auch darum, weil es zumeist nur langweilig ist, und ich bin trotzdem umfassend informiert und fühle mich genauso zufrieden wie zuvor. Und wenn ich etwas öffentlich mitzuteilen habe, verwende ich meinen werbefreien Blog. Und wenn dann einer zu meinen Zeilen einen feindseligen Kommentar verfasst, auch ungefragte Werbung ist nebenbei gesagt feindselig, lösche ich ihn sofort und lasse ihn erst gar nicht viral werden. Übrigens, auch Gruppen können einen Blog betreiben, und man kann auch dort Freundeskreise gründen und so weiter. Und es gibt weiterhin Mail und SMS. Das alles geht und würde auch viel weiter ausgebaut werden können, so denn eine Nachfrage entstehen würde. Und das geht ohne Werbung und ohne seine Daten Fremden zur Auswertung zu schenken.

Wenn zwanzig Neo-Nazis durch eine Stadt laufen, ihre Fahnen schwenken und keinen interessiert das, keiner bleibt stehen, keiner echauffiert sich und keine Kamera nimmt das Elend auf, wie lange werden solcherlei Aktionen dann noch stattfinden? Es sind nur unsere Reaktionen, die so etwas groß machen können. Es sind die Medien-Aufmerksamkeiten, die Diskussionen, die Gegenproteste und unsere Forderungen nach Strafe oder Verboten, die diese Bewegungen am Leben erhalten. Beachtet sie nicht, und sie bleiben unwirksame Aktionen einsamer Sonderlinge. Keiner will dann noch bei so was dabei sein. Und das gleicht Prinzip wirkt auch bei Gewalt und Terror. Ist es nicht genug, das solche Verbrechen geschehen. Müssen sie auch noch zu Sensationen aufgebauscht werden und medienwirksam in Sondersendungen zur besten Sendezeit die Atmosphäre verpesten?Meiner Meinung nach ist die zu erwartende Medienaufmerksamkeit überhaupt der Grund, warum Terroraktionen überhaupt erfolgreich sein können. Lest die Berichte und Spekulationen darüber nicht mehr, schaltet bei Sondersendungen ab, diskutiert nicht darüber in der Öffentlichkeit und entzieht den Attentätern die Medienpräsenz. Das ist zielführend. Ich für meinen Teil schaue und lese zwar Nachrichten, nehme somit auch Verbrechen als Info auf, aber das war es dann auch. Für Aufklärung sind Behörden zuständig, und Details interessieren nur dann, wenn diese ihre Aufgabe nicht, falsch oder stümperhaft erledigen. Dazu wären dann Protestschreiben und Leserbriefe zu empfehlen, einen Blog-Artikel zu schreiben oder eine Initiative zu gründen, die genügend Gewicht aufweist, um dann auch richtig gesehen zu werden.

Egal, wer ich in Kapitalismus und Mediengesellschaft auch bin, wozu ich immer gebraucht werde ist meine Aufgabe als Kunde, Konsument, Leser, Zuschauer, Wähler und als Meinungsträger. Was ich konsumiere, lese, wähle oder als Meinung im Kopf mit mir herumtrage, niemand kann darüber bestimmen, und niemand kann mir vorschreiben, wie ich damit umgehe. Ich kaufe oder kaufe nicht, ich lese oder ignoriere etwas, noch sind Wahlen geheim und noch kann niemand in meinen Kopf schauen. Und genau das ist meine Macht. Und wenn viele diese Macht nutzen, kann das Berge versetzen. Wir alle hätten diese Macht schon viel früher erkennen und nutzen müssen. Das haben wir aber nicht getan. Und jetzt nach dem Siegeszug des freien Marktes bleibt nur noch konsequent die wenigen Mittel zu nutzen, die noch bleiben, die da sind: Kauft nicht, konsumiert nicht, macht keine Gegendemonstrationen, meidet die Sensationsvermarktung, lasst euch nicht für wenig Lohn einstellen, wählt strategisch und verweigert die exzessive Mitarbeit an all dem Social-Media-Unsinn, der anscheinend längst zur Norm geworden ist. Das ist schmerzhaft, richtig, wäre auch vermeidbar gewesen, ja, kostet etwas mehr Zeit und die Bereitschaft, zielführend zu denken, sicher, ist aber leider heute alternativlos geworden!

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