Was bei Recherchieren im Netz immer wieder auffällig in die Augen sticht ist die einfache Tatsache, dass unsere Zeit, und damit meine ich die Gestalt der Informationsgesellschaft, die Gestalt der Industriegesellschaft 4.0 und die Tatsache der globalisierten Wirtschaftsabläufe kein Pendant findet…
…in der Historie und das daher nahezu alle Vergleiche mit früheren Abläufen, seien es die Tulpenzwiebelkriese in Amsterdam oder die beiden Weltkriege, die Wirtschaftskrisen an Anfang des 19. Jahrhunderts, der Aufbau von Organisationen oder Konzernen, seien es Staats- und Religionsformen und oder einfach nur das Verhalten von Massen, nahezu unmöglich erscheinen.
Es kann diese Vergleiche eigentlich nicht geben, da unsere heute Situation so zu ersten Mal im Weltgeschehen auftritt und daher auch als ein Sonderfall gesehen werden muss. Das bedeutet, das Strukturen und Eingrenzungen der Vergangenheit, das Begrifflichkeiten und Werkzeuge der Vergangenheit, und dazu zählen Arbeiterbewegungen, Gesellschaftsstrukturen, Organisationsstrukturen und nahezu alle Versuche, solche aufzubauen oder zu leben nicht weiter als erfolgreich oder erfolglos betrachtet werden können, sondern im Angesicht der neuen Entwicklung neu überdacht werden müssen. Schauen wir auf die sozialistische oder planwirtschaftliche Struktur und den Staatsversuche DDR. Eine planwirtschaftliche Struktur auf einer Verwaltungsbasis, die mit Papier und Telefon/Fax-Kommunikation arbeiten muss, kann sicher nicht mit Konstrukten verglichen werden, wie sie im Industriezeitalter 4.0 möglich wären. Bereits die Konzerne Aldi, Amazon, RWE und Bauhaus allein wären in der Lage, eine planwirtschaftliche Versorgung einer Millionenbevölkerung eines Landes samt deren Produktionsstätten vollkommen zu übernehmen. Mehr noch, Konzerne wie Amazon verfolgen ja geradezu das Ziel, ein solches Monopol aufzubauen, und sollte das in der einen oder anderen Sparte gelingen, haben wir dort doch schon ein planwirtschaftliches Modell. Und seien wir ehrlich, jeder, der in einem großen Konzern als Mitarbeiter beschäftigt ist, weiß, das an den Unternehmenstoren die freie Marktwirtschaft endet und die Planwirtschaft beginnt. Controlling nennen sich die Abteilungen, die das bereits seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich praktizieren.
Wir müssen unsere Art zu leben, zu wirtschaften und uns zu versorgen in den nächsten Jahren grundlegend ändern. Die Ressourcen werden knapp, und unser Planet wird auf dem jetzigen Niveau nicht weiter liefern können. Andere, sogenannt nachhaltige Wirtschaftsformen werden kommen müssen. Das gehört mittlerweile zum bestätigten Allgemeinwissen. Dabei ist Planung und Verteilung eine der großen Herausforderungen, wie allein an der Windkraft-Stromerzeugung bereits zu sehen ist. Das Augenmerk der Industrie müsste daher vom alleinigen Profitgedanken absehen und sich dafür mehr auf Versorgungsnotwendigkeiten richten, was nur eine übergeordnete Organisation wie der Staat zu organisieren in der Lage ist. Eine Ressourcenverteilung in einem knapp bemessenen System kann nur die Ordnungsmacht regeln, die auch über Reglementierungsmacht verfügt. Damit müssen wir uns heute auseinander setzten, denn die freie Selbstreglementierung scheint ja, wie selbst manch neoliberal orientierte Fachleute mittlerweile zuzugeben bereit sind, selbst innerhalb von Staatsgrenzen nicht zu funktionieren. Es gibt wahrscheinlich keine andere Regelungsmöglichkeit als staatlich kontrollierte Behörden. Wenn Europa und Nordamerikaweiterhin jeweils 40% der weltweiten Ressourcen verbrauchen, und wenn die Aufholjagd von China und Indien mit deutlich mehr Menschen im gleichen Tempo voranschreitet, sind wir mit 160% Ausbeutung schon mehr als über dem mathematisch möglichen Limit. Dabei sind Südamerika, Afrika und große Teile Asiens noch nicht mitgerechnet. Gerecht verteilen kann der Markt nicht, solange nur der Preis und nicht der Bedarf die Verteilung dominiert. Es muss daher künftig auch eine Möglichkeit gefunden werden, über die Staatsgrenzen hinaus eine gerechte Verteilung zu finden. Eigentlich könnte das nur noch die UN regeln, aber dafür fehlt ihr heute leider neben Macht auch Mittel und eine praktikable Organisationsform. Hier sind wir weit, sehr weit von einer Lösung entfernt. Vernünftig wäre es aber, bald zu handeln, bevor große Teile der Weltbevölkerung reagieren und ihr Recht mit Gewalt einfordern. Gerade das rohstoffarme Europa sollte hier baldigst Einsicht zeigen und voranschreiten, denn ein weltweiter Verteilungskampf wird zuerst das rohstoffarme Europa treffen, und das ist die Region, wo Vernunft und politische Verantwortung noch am deutlichsten angesiedelt ist. Die oligarchischen Mächte Amerika, Russland und China werden nicht abgeben wollen und scheinen von Einsicht weit entfernt, der Rest wird nicht abgeben können, weil es an allen Seiten mangelt. Wenn die Wirtschaftsmacht Europa fällt, an politischer Kraft verliert und ohne Einfluss sein sollte, wird wahrscheinlich die ganze Welt an und vor allem wegen der Rohstoffverteilung zu brennen anfangen. Brauchen wir also eine weltweite Planwirtschaft? Und wenn ja, wie kommen wir dahin? Es ist höchste Zeit, Ideen zu entwickeln.