Bereits der erste Satz ist eine Frechheit, denn die Friedensbewegung der 70er oder die Antiatomkraftbewegung mit den Zielen von AfD und Pegida irgendwie vergleichen zu wollen ist schlicht an den Haaren herbeigezogen. Das Angst der Urheber aller vier Bewegungen sein muss ist ja unbestritten. Aber Angst vor einer technischen Katastrophe kann nun einmal nicht mit Angst vor Islamisierung verglichen werden, denn das eine ist eine wissenschaftlich beweisbare und daher anwesende Gefahr, das andere jedoch ein psychologisches Hirngespinst. Und die Friedensbewegung hatte ja wohl den Frieden und die Gemeinschaft aller Menschen zum Ziel und nicht Abschottung und Nationalismus. Hier eine Ähnlichkeit zu sehen ist eine Beleidigung für eine ganze Generation. Soviel zunächst einmal zur Ausgangslage des Essays, das Aufklärung vorgibt, aber nur Verleumdung für den politischen Gegner und nur Werbung für die eigene rechtsradikale Gesinnung im Sinn hat.
Dass Untergangsstimmung in Deutschland herrschen soll, kann ich nicht wahrnehmen. Nur weil ein paar hundert Montagsdemonstranten durch Dresden marschieren und eine neue Partei Zulauf erhält und Wähler findet, die eine Alternative zum etablierten System suchen, ist doch keine Untergangsstimmung im Gange. Ich sehe eher das Gegenteil, nämlich eine schier unglaublich große Zahl von Menschen in diesem Land zu träge und zu abgestumpft ist, sich aktiv eine eigene Meinung zu bilden. Vom Sofa aus jeder Talkshow beiwohnend, in denen irgendwelche Pseudopromis ihre verkorkste Meinung darlegen, um diese dann nachbetend in ihrem sozialen Umfeld auszurollen. Das ist Trägheit, Desinteresse oder ein „mir doch egal“-Gefühl, aber nicht Angst vor dem Untergang.
Ob sich die vom Spiegel vielbeworbene AfD dauerhaft im Parteiensystem etablieren kann, muss sich erst noch zeigen. Den Piraten hatte man gleiches angedichtet, bevor diese sich einfältig selbst zerlegt haben. Und auch sind nicht, wie Fleischhauer behauptet, die Grünen die letzte Partei, die sich etabliert hat, sondern es sind die Linken, die dieses vollbracht haben und die tatsächlich zur Zeit einen Ministerpräsidenten stellen. Dieses einfach zu ignorieren ist Fleischhauers blinder Fleck, das ist Blindheit auf einem Auge und, da gewollt, Ignoranz pur.
Und Ulfkotte, dieser rechtsnationale Schreiberling, ist kein Nehberg der Gegenwart. Nehberg ging in den Urwald und behauptete sich in dort im aktiven Überlebenskampf. Das mag man blöd finden, unnötig oder sonst wie, war aber mit Einsatz und Mut verbunden und zudem riskant. Ulfkotte schwitzt am Schreibtisch nur Unappetitliches hervor und schwelgt dabei in faschistoiden Untergangsphantasien. Das ist nicht mutig, das ist nicht riskant, sondern einfach nur eine profitable Masche. Dass es möglich ist, dafür noch unentgeltlich Werbung im Spiegel zu platzieren zu können zeigt nur, wie weit dieses Magazin unter seinen neuen Eignern bereits heruntergekommen ist. Da ist nicht mehr viel übrig von Aufklärungs- und Enthüllungsjournalismus, das ist nur noch ein Abgesang zu früher und gerät in Kommentar und Meinung mehr und mehr hinab auf das Niveau des Boulevards.
Fleischhauer und Ulfkotte sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie artikulieren sich unterschiedlich, haben aber stets das gleiche Ziel: Den politischen Gegner verleumden, die rechtslastigen Kammeraden verharmlosen und dem Neoliberalismus mit seinen faschistischen Neigungen den Weg bereiten. Nur noch die Starken dürfen Recht und Schutz erhalten und die Schwachen zahlen dafür, immer. Erlaubt ist eben alles, was für Geld zu haben ist. Und das wird verbreitet mit Hilfe des Magazins „Der Spiegel“? Ein Geniestreich sondergleichen.