Ich höre immer wieder in Gesprächen über aktuelle Politik das Argument, das der Einzelne ja sowieso nicht viel beitragen könne, so er sich nicht in Parteien oder anderen Organisationen betätigen könne oder wolle und ihn daher das Sprechen über Politik nicht (mehr) interessiere. Ich verstehe das, aber es ist trotzdem nicht richtig.
Parteien, Vereine und große Organisationen stehen immer für die große Entwürfe und die zielgerichtete Verfolgung derselben. Schaut man aber in der Historie zurück, haben große Entwürfe selten eine bessere Welt erschaffen, besser in dem Sinne, das alles Leben in und auf der Welt profitieren würde. In aller Regel gehen große Entwürfe stets zu Lasten eines Dritten, seien es andere Länder, andere Schichten, andere Vereine oder Unternehmen oder einfach nur anderen Interessen. Das tausendjährige Reich, die große Nation, die Staaten der großen Freiheit, um nur einige zu nennen. Die grüne Bewegung hat die Welt nicht grüner gemacht, die Friedensbewegung hat sie nicht friedlicher gemacht. Und auch die Arbeiterbewegungen haben die Arbeiter nicht wirklich befreit. Und auch die großen Vergleiche mit früher, bei denen wir heute wirklich besser abschneiden, hinken, da diese längst vergangenen Zeiten einfach andere Voraussetzungen hatten.Tatsache ist, das wir heute mehr als ausreichende Voraussetzungen hätten, um eine bessere Welt zu schaffen. Und, das zeigen dreitausend Jahre Zivilisation, große Entwürfe sind dazu einfach gar nicht von Nöten, im Gegenteil. Nahezu alle großartigen Entwürfe in der Historie sind gescheitert, und zwar gescheitert meist an sich selbst. Die französische Revolution: gescheitert an ihren Vorstellungen, die Aufklärung: gescheitert an der eigenen Trägheit, die Demokratie: sie scheitert gerade an ihrer größten Lüge: Der Notwendigkeit von Repräsentanz, die große Freiheit über dem Teich: Sie zerstört sich durch missverstandenen Patriotismus, die globale Wirtschaftswelt: Sie scheitert an der Gier einiger Weniger. Und das Scheitern hatte und hat mittelfristig, also auf die Akteure noch auswirkend, immer eine deutliche Verschlechterung der Lage zur Folge, auch wenn manche Ereignisse auf sehr lange Sicht gesehen schon Auswirkungen nach sich zogen, die als förderlich bezeichnet werden können.
Wer diese Welt verändern möchte muss immer bei sich selbst, in seinem eigenen Zuhause und bei denen, die direkt und ohne Umwege erreichbar sind, beginnen. Das sind die Partner, die Kinder, die Kollegen, die Nachbarn und die Freunde. Und das große Mittel der Veränderung ist nicht Macht, ist auch nicht Geld oder sind nicht die Beziehungs-Intrigen auf allen Ebenen, sondern das große Mittel zur Veränderung ist das Vorbild. Und dazu ist der Status, ein Heiliger zu sein gar nicht von Nöten. Wir sind heute in einer für die der Zivilisationsgeschichte einmaligen Zeit. Durch die globale Vernetzung von Wirtschaft und Information haben wir die Mittel, in jedem Winkel der Welt all die Geheimnisse abzurufen, die uns ein besseres, ein friedlicheres und reicheres Leben ermöglichen könnten. Wir müssen es doch einfach nur noch tun. Ja, werden Sie jetzt sagen, das haben wir schon hunderte Male gelesen und ist doch nur ein immerzu wiederholtes Ideal, das gar nicht funktioniert. Die Bücherschränke sind voll davon, sein Jahrzehnten.