Wie viele Menschen kann der Planet Erde verkraften?

Nun, die Auserwählten sind wir, wir, die das System stützen und durch unseren Anspruch an ein Leben in Sicherheit, Reichtum und Vollkommenheit führen zu wollen, und dabei den Planeten zerstören, der uns trägt. Die Fülle, die wir fordern, beruht auf Ausbeutung von Mitmenschen, anderem Leben, künftigem Leben, Ressourcen und damit der Zerstörung der Grundlagen, auf denen unser Leben als Wesen eigentlich beruht. Wir Menschen sind zu viele, nehmen zu viel Lebensraum ein und gebrauchen sprich besetzen zu viel von dem, was Leben in anderen Formen ermöglichen würde. Dieses andere Leben aber trägt zu unseren Grundlagen bei, in dem es zum Beispiel uns Nahrung gibt, für uns Sauerstoff produziert und uns neue Wege der Anpassung und Entwicklung aufzeigt.

Können wir wirklich die Meinung vertreten, das die Entwicklung des Lebens mit der Anwesenheit des Menschen in seiner zivilisierten Form das Ende der Evolution darstellt? Sollten wir nicht vielmehr dafür Sorge tragen, das weitere Entwicklung auf diesem Planeten möglich ist? Müssen wir aber dafür nicht für deutlich mehr Lebensraum außerhalb menschlicher Lebenszonen sorgen, in denen das möglich würde? Und wir müssten uns nicht aus dieser dann natürlich sich entwickelnden Welt heraushalten? So wie wir heute leben, wird das nicht gehen, das ist gewiss. Wie das gehen soll oder wie man das organisieren könnte, kann ich nicht sagen. Dazu müsste sich die Wissenschaften durchringen, eine Antwort oder zumindest ein Scenario darüber zu entwickeln. Wenn zwei lebende Menschen sich nur mit einem Kind vermehren, würde die Weltbevölkerung sich innerhalb einer Generation halbieren. Und wenn zwei Kinder danach die Regel würde, könnte diese Zahl sich nicht wesentlich vergrößern. So etwa könnte eine Antwort aussehnen. Und diese deutlich weniger geworden Zahl von Menschen sollte sich in wenigen Regionen der Erde aufhalten. Aber wie setzt man so etwas konkret in die Praxis um? Dazu wäre weltweit eine Diskussion zu starten, in der es ganz konkret um Hilfen, Zuwanderung, um Verteilungsfragen und um Zukunftsperspektiven geht. Grenzenloses Wachstum wird sicher nicht eine Lösung sein können. Wir müssen umdenken lernen!

Wahrscheinlicher als ein geplantes Szenario ist die Fortführung der zur Zeit geführten Strategie. Durch Krieg, grenzenlose Ausbeutung und der begleitenden Verwahrlosung der armen Bevölkerungsschichten aller Entwicklungsländer wird eine Wanderbewegung in die nördliche Welthalbkugel erzwungen. Allerdings müssen die Nordländer diese Flüchtenden dann auch aufnehmen. Seien wir ehrlich und schauen uns die Zahlen genau an: Jede deutsche Frau vermehrt sich heute mit durchschnittlich 1,3 Kindern, d.h. die deutsche Bevölkerung würde ohne Zuwanderung innerhalb einer Generation von 80 auf 60 Millionen abnehmen. Eine Generation später sind es noch 50 Millionen Deutsche. Setzt man eine Generation mit 30 Jahren an, so könnten pro Jahr etwa 660 Tausend Menschen zuwandern, ohne das die Gesamtkopfzahl in Deutschland steigt. Wenn alle europäischen, nordasiatischen und nordamerikanischen Länder entsprechend Zuwanderung zuließen, könnte die arme südliche Hemisphäre in drei Generationen nahezu menschenleer sein. So ginge es. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Szenario durch Engstirnigkeit und Egoismen gesteuert gar nicht erst in Betracht gezogen würde.

Somit bleibt als dritte Möglichkeit nur noch die quälendste Alternative: Wir mauern uns im Norden in unserem Reichtum ein und lassen die, die draußen sind, einfach verhungern oder in Kriegen untergehen. Das dabei der Lebensraum nicht nur der Menschen dort, sondern auch aller anderer Wesen zerstört wird, ist naheliegend. Die meisten politischen Auseinandersetzungen heute drehen sich daher genau um die Frage, wieviel Zuwanderung kann die nördliche Hemisphäre vertragen und wie könnte das in Zukunft kontrolliert geschehen, also so, dass wir Auserwählte immer weiter die Regeln bestimmen können, nach denen Leben auf dem Planeten sich organisieren darf. Es geht kurz gesagt nur noch um die Kontrolle des Lebens, nicht mehr um das Leben selbst. Etwas mehr Weitsicht wäre hier durchaus angemessen, finde ich, und unser klugen Köpfe sollten sich nicht nur damit beschäftigen, wie alles so bleiben kann wie es ist, sondern sollten die großen Fragen in den Fokus nehmen: Wieviel Menschen kann dieser Planet verkraften, wie kommen wir zu dieser Anzahl und wie kann das organisiert werden, ohne sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

Diese Frage hatte auch schon Helmut Schmidt einmal in einem Interview aufgeworfen, das ich vor Jahren sehen durfte, ohne allerdings bei seinem Interviewer auf einen Hauch von Resonanz zu stoßen. Zu groß schienen die alltäglichen kleinen Probleme zu sein. Für die großen aber blieb weder Raum noch Zeit!

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