Die Corona-Zeit und ihre Chance…

Aber nicht so schnell, fangen wir lieber noch einmal weiter vorne an. Wenn wir über eine Gestaltung, wie es unser gesellschaftliches Leben nun einmal ist, etwas erfahren wollen, müssen wir es mit irgendetwas vergleichen können. Das gilt für alle Dinge und alle Einrichtungen, gilt für alle Setzungen und Geschichten, oder, mit anderen Worten ausgedrückt, für alle Anteile einer gelebten gesellschaftlichen Kultur. Wer jemals als Deutscher eine französische Familie in Frankreich, eine italienische Familie in Italien oder sogar eine asiatischen Familie zu Hause besucht hat, wird feststellen, das es je nach Land und Kultur sehr unterschiedliche Formen eines privaten Bereiches und des Lebens darin gibt. Und selbst innerhalb von Deutschland zum Beispiel gibt es schon beträchtliche Unterschiede. Das betrifft die Gegenstände, die täglich in Gebrauch sind und daher griffbereit in der Wohnung platziert werden, das betrifft die Art und Weise, wie Familienleben stattfindet, betrifft die Art, Stimmungen und Festlichkeiten auszudrücken bzw. auszurichten als auch die persönlichen Ziele und Aktivitäten, die jeder Bewohner dort für sich zu setzen pflegt. Daher waren es jahrhundertelang auch die Weltenbummler, die so manch eingefahrenes Verhalten in Gesellschaften zu verändern vermochten. Später dann waren es Einwanderer, die neue Gewohnheiten und Verhaltensweisen mitbrachten. Heute allerdings, wo ein europäisch geformtes Lebensgefüge weltweit zum Standard geronnen ist, ist es schwer, Alternativen aufzufinden. Als Tourist besuche ich Hotels und Restaurants mit europäischem Standard nahezu in der ganzen Welt, muss die Sprache meines Besuchslandes nicht sprechen können und kann in den meisten Fällen sogar damit rechnen, das sich meine Gewohnheiten auch in der Fremde leben lassen, da sich der Gastgeber in der Regel auf seine Gäste aus Europa einstellt. So erklärt sich dann auch der schlechte Ruf, den Europäer oftmals in fremden Ländern genießen. Sie kennen das Leben dort nicht und verhalten sich für Einheimische „seltsam“, und das ist noch vorsichtig ausgedrückt.

Kommen wir aber wieder zurück zur heutigen Situation, zurück zu den Corona-Einschränkungen. Was vermissen wir denn so alles, was vor Corona noch als ganz normal empfunden wurde und jetzt nicht mehr möglich ist? Betrachten wir zunächst einmal zwei Extreme, die ich im Netz recherchieren konnte. Eine davon ist absolut negativ, die andere sehr positiv angesichts der beschlossenen Maßnahmen:

Betrachtungen zur Maskenpflicht, Blog von Yavuz Özoguz am 23.04.2020

Ich weiß nicht, wofür heutige Verantwortungsträger in den Geschichtsbüchern angeklagt werden; ganz sicher für Freiheitsberaubung, Antasten der Würde des Menschen, Ungleichbehandlung vor dem Gesetz, Berufsverbote, Raub der Religionsfreiheit, Einschränkung der Meinungsfreiheit durch Missbrauch der Öffentlich-Rechtlichen für Staatspropaganda, Zwangstrennung von Familien, Schulverbote, Verhinderung der Versammlungsfreiheit, Verbote von Vereinsaktivitäten, Verhinderung der Freizügigkeit im Bundesgebiet, Verbot der Reisefreiheit usw. usf. Kurz zusammengefasst haben heute Politiker von Bund und Ländern fast alle 19 Grundrechte des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland außer Kraft gesetzt. Nicht einmal den Artikel 19 (2) wird berücksichtigt: „In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.“

Miriam Khan im Stern vom 23.04.2020

Unsere Kanzlerin hat Weitblick und Augenmaß.

Die vergangenen Wochen waren hart. So hart, dass bei vielen Deutschen langsam Geduld und Durchhaltewillen schwinden. Aber: Dass die Pandemie in Deutschland (noch) nicht so schlimm wütet wie andernorts, ist kein Zeichen dafür, dass wir verschont bleiben. Es ist den Beschränkungen und unserem exzellentem Gesundheitssystem zu verdanken, dass die Todeszahlen nicht so in die Höhe schnellen wie in anderen Ländern.

Ja, wir haben bereits seit mehreren Wochen „shutdown“. Ja, wir waren bisher überwiegend diszipliniert. Und dennoch: „Wir leben nicht in der Endphase der Pandemie, sondern immer noch an ihrem Anfang“, sagte Merkel. Deswegen sei eine verfrühte Rückkehr zur Normalität fatal: „Lassen sie uns jetzt das Erreichte nicht verspielen und einen Rückschlag riskieren. Es wäre jammerschade, wenn uns die voreilige Hoffnung am Ende bestraft.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert