Der amerikanische Traum ist gescheitert.

Es herrscht Funkstille in den europäischen Medien. Ein NATO-Gipfeltreffen, ein G7-Treffen ist abgearbeitet und zurück bleibt Ernüchterung. Und die Leitmedien (ARD, ZDF, Zeit; Spiegel, FAZ, SDZ) haben nichts zu bieten als Trump-Bashing: …hat nicht zugehört, …hat Xy weggeschubst, will sich nicht festlegen, benimmt sich rüpelhaft. Wie hat ein Comedian das so schön ausgedrückt: „Scheißt ein Bär in den Wald…?“. Donald Trump war in Europa. Was haben die Fake-News-Schreiber denn erwartet, einen liebenswerten und großzügigen Präsidenten vom Schlage JFK? Albern war das!

Und nun wissen unsere Atlantik-Werte-Think-Tank-Nachbeter nicht mehr so genau, was sie schreiben sollen. Eine Analyse der Treffen? Fehlanzeige. Eine umfassende Information und Recherche, die Meinung vom Fachpersonal der Universitäten? Fehlanzeige. Ratlosigkeit allerorten, nur noch Verschwörungstheoretiker und Antiamerikaner hätten dazu etwas zu sagen, aber diesen Leuten Rede- und Sendezeit gestatten und dann diesen auch noch zuhören? Das geht gar nicht.
Trump tut doch genau das, was er angekündigt hat. Er will den amerikanischen Traum für Amerikaner wieder aufleben lassen, das geht seiner Ansicht nach zurzeit nur mit „Amerika First“, und dazu gehören Jobs, Jobs, Jobs und Deals, Deals, Deals. Er verkauft Waffen an jeden, der sie bezahlen kann, bremst Nichtamerikaner aus, wo immer es geht und ignoriert Fakten, wo sie ihm nicht gefallen. Das ist der Präsident, den unsere amerikanischen Freunde in Verzweiflung gewollt und daher auch gewählt haben. Und damit werden wir jetzt leben müssen, vielleicht nur vier, vielleicht sogar acht Jahre lang.
Für Europa ist das keine Niederlage, sondern eine Chance. Dazu kommt noch der Brexit, und alles deutet auf eine harte Variante dieses Austritts hin. Aber man bedenke einmal: Europa befreit sowohl von der amerikanischen Vorherrschaft als auch dem britischen Empire-Traum ist eine Chance, die so schnell nicht wiederkommen wird. Es gilt sie zu nutzen. Aber das heißt nicht, dass hier eine andere Vorherrschaft die sich abhalfternde ersetzen kann. Natürlich wird die Partnerschaft Deutschland/Frankreich eine überragende Rolle spielen müssen, aber das darf nicht in deren Vorherrschaftsdünkel münden. Ziel müsste sein, Europa enger zusammenzubringen, gemeinsame Linien der Politik zu entwickeln und darin vor allem Fairness walten zu lassen. Es gibt viel zu tun in Europa, Länder müssen sich entwickeln dürfen, müssen aus der Schuldenfalle sich befreien können. Austausch, Zurückhaltung und altruistische Hilfe der Starken ist dafür notwendig. Deutschland ist auch ohne Exportüberschüsse ein reiches Land, es hat zurzeit genug Geld in der Kasse, und seine zerfallende Infrastruktur bedürfte dringend der Erneuerung. Es wäre an der Zeit, hier die Schale der Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das erste Ziel also wäre eine ausgeglichene Import/Export-Bilanz anzustreben und dafür eine Restauration der Infrastruktur zu beginnen.

Ohne USA und GB ist es weiterhin möglich, die Aufnahme der Gespräche, vielleicht sogar Verhandlungen und Absprachen mit Russland wieder anzustreben. Dazu wäre die Aufhebung der Sanktionen ein durchaus geeigneter Verhandlungseinsatz. Eine Lösung der Ukraine-Krise ist ohne USA/GB im Boot zu haben viel wahrscheinlicher. Die Ukraine hängt am Tropf der EU, Russland ist an einer Lösung des Problems vor der eigenen Haustüre interessiert, der Handel könnte ungebremst aufleben und allen wäre damit geholfen. Niemand in Europa hat Lust auf einen neuen kalten Krieg. Und Europa und Russland gemeinsam wären stark genug, das Imperium USA in seiner Rücksichtslosigkeit zu bremsen. Macron und Putin reden bereits, Merkel und Putin müsste folgen, und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn es hier keine gemeinsame Lösung gäbe. Mit einer Annäherung wäre dann auch die Angst der EU-Oststaaten eingefangen. Ich sehe hier nur Vorteile.

Der amerikanische Traum ist mit Trump ausgeträumt. Der Brexit geht in die gleiche Richtung. Das hat auch Merkel schon begriffen. Nutzen wir also die Chance, nutzen wir die Stärke unserer Wirtschaft, nutzen wir unsere Sehnsucht nach Frieden und Freundschaft für die Entwicklung Europas. Ich erinnere mich hierbei gerne an Willi Brandt, der „mehr Demokratie wagen“ wollte und „die Aussöhnung mit den Völkern Osteuropas“ anstrebte und dabei so viel bewegt hat. Lasst uns wieder Beziehungen zu Russland knüpfen, lasst uns den neoliberalen Wettkampf beenden und uns gemeinsam an einem Europa bauen, das für die Welt ein Fels in der Brandung sein kann. Ohne die Kriegs- und Quertreiber USA und GB mit ihren oft fundamentalistisch anmutenden neoliberalen Ideen ginge das gerade jetzt, wo beide so mit sich selbst beschäftigt sind, mit großen Aussichten auf Erfolg.

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