Was mich an diesen Kommentaren immer wieder erstaunt ist die glatte und glitschige Art, mit der in einer Durchmengung von propagandistischen Elementen alles und jedes Vorkommnis, dessen zu bemächtigen der geschickter Schreiber sich in die Lage versetzt sieht, immer auf den persönlichen politischen Widersacher (SPD, Grüne) und Feind (Die Linke) einzudreschen und das Ganze dabei als einen menschenfreundlichen und aufklärenden Beitrag zu verkaufen. Das Geschreibsel kommt stets daher wie ein Suppositorium mit giftigem Inhalt.
PS: Der Leserbrief wurde in Der Spiegel, Nr 29 vom 16.07.2016 veröffentlicht.
Beginnend mit der Frage; „War Hitler Antisemit?“ und der anschließenden Veralberung: „…muss man nur mein Kampf lesen“ folgt auf Stelle die abwiegelnde Verallgemeinerung, dass dies im Kontext gelesen und bewertet werden müsse. Dann schaut man zum Vorkommnis, dessen sich der Schreiber zu bedienen gedenken (AfD – Antisemitische Äußerungen – Gedeon) und wiegelt diese damit gleichsam ab. Zusätzlich wird ein prominenter Schreiberling zitiert (Broder – Holocaustleugner) und damit klargestellt, dass das Geschehen gar nicht so abwegig und verblödet (gaga) sei, wie die politischen Widersacher dies sähen, um dann zu eigentlichen Paukenschlag auszuholen. Diese Widersacher seien nämlich verlogen, weil sie sich mit meinen persönlichen Feind zu verbünden gedenken. Dann werden noch ein paar Umdeutungen vorgenommen, die diesem Feind dann genau die Gesinnung vorwerfen, die anfangs bei den Gesinnungsfreunden verharmlost wurden und fertig ist der hinterlistige Propagandacocktail. Die Freunde gehätschelt, die Gegner bloßgestellt und die Feinde verleumdet, das volle Programm!
Vielleich sollte ich einfach mal über einige Motive schreiben, die in diesem Kommentar angerissen werden:
Das Leugnen des Holocaust ist in diesem Land mit seiner Vergangenheit strafbar, zurecht, wie ich finde.
Ich würde niemals Hitler „Führer“ nennen und ihn auch niemals als einen solchen bezeichnen, egal in welchem Kontext auch immer.
Es ist tatsächlich so, das Redefreiheit auch für Wirrköpfe gilt, auch dann, wenn sich diese in der Politik bewegen, Parteien oder politischen Magazinen angehören.
Vielleicht muss man manchen Journalisten mal erklären, dass alle missionierenden Religionen (Christentum, Islam) die Weltherrschaft anstreben. Das Judentum jedoch missioniert nicht!
An Demonstrationen teilzunehmen, auf denen wirre Parolen gerufen werden, kann nicht als allgemeines Meinungsbild aller Teilnehmer ausgelegt werden.
Eine Verweigerung wie ein „Sitzenbleiben“ im Plenarsaal gegenüber einem Staatspräsidenten ist eine politische, keine rassistische oder religiöse Äußerung.
Das Antisemiten ihre Ansicht nicht als „Antisemitismus“ betrachten ist ebenso geläufig wie wenn Diebe sich nicht selbst als Verbrecher ansehen.
Im Großen und Ganzen gesehen ist dieser Kommentar zwar beeindruckend geschrieben, inhaltlich aber auf Stammtischniveau, politisch banal, nichtssagend. Es ist auch nicht dem Volk auf den Mund geschaut oder mit „muss mal gesagt werden“ zu erklären. Es ist nur ein bisschen Propaganda!
Hanspeter Sperzel