Trauer ist die Verarbeitung eines Verlustes, Triumph die Feier eines Gewinnes. Nun könnten die Motive auf umgedreht gedacht und erfahren werden, weil Trauer auch die Feier eines Verlustes und Triumph die Verarbeitungen eines Gewinnes sein könnte. Was somit direkt gesehen werden kann ist, dass diese beiden ein ebensolches Gegensatzpaar darstellen wie üblicherweise gedacht Freude und Leid oder Sieg und Niederlage.
Warum erscheint mir dieses wichtig und warum in aller Welt beschäftigt sich mein Denken mit diesen Dingen, müsste ich mich klischeehaft fragen, ja schlimmer noch, warum und von woher kommen diese Themen mir in den Sinn. Ich könnte doch statt dessen genauso an Fußball denken und mir überlegen, welche Mannschaft wann gewinnt und warum das wahrscheinlich ist. Interessant ist allerdings die Beobachtung, das die erste Beschäftigung (über Trauer/Triumpf nachzudenken) in aller gesellschaftlichen Regel als depressiv, zweites hingegen als vollkommen normal, also gesellschaftskonform gesehen wird.
Wenn wir uns nunmehr mit diesem Wissen in unserer Medienlandschaft umschauen, werden wir schnell feststellen, dass Bevorzugungen bestimmter Sichtweisen und Anschauungen durchaus nicht selten sind. Da ist zum Beispiel grundsätzlich die Bevorzugung von demokratischen Politiksystemen gegenüber anderen Formen der Gesellschaftsführung wie Monarchie oder Diktatur festzustellen. Da ist in Wirtschaftsfragen eindeutig eine Bevorzugung der Marktsystematik gegenüber zum Beispiel einer Tauschwirtschaft oder einer Planwirtschaft festzustellen. Und selbstverständlich bevorzugen wir in sportlichen Fragen das Streben nach Leistung gegenüber einer Tätigkeit, die nur Spaß macht und mehr Spiel als Kampf darstellt. Und natürlich sollen immer die besseren gewinnen, aber das sollten bitte immer nur die Sportler der eigenen Nation sein.
Kehren wir zurück zur Ausgangsmotiv, der sich mit Trauer und Triumph beschäftigt. Einmal sind diese Motive wie gesehen bestens übertragbar auf Politik, Wirtschaft und Sport, in denen Triumph und Trauer an der Tagesordnung sind. Man schaue sich nur einmal die Berichterstattung von Wahlen an, blicke auf die alltäglichen Börsenschlachten oder die zahlreichen Sportveranstaltungen.
Die Frage ist doch, warum bevorzugen wir unhinterfragt und mit dürftigem Kenntnisstand bestimmte Sichtweisen, Themen oder Meinungen, die wir als gut, positiv oder gewünscht ansehen und verwerfen andere aus dem gleichen unsicheren Wissenstand heraus als schlecht, negativ und schädlich. Glauben Sie wirklich, dass für alle Gesellschaften auf dieser Welt die Demokratie die einzig richtige Regierungsform sein kann, oder dass manch Volk mit einem menschenfreundlichen Monarchen nicht besser geholfen wäre? Glauben Sie wirklich, dass die Planwirtschaft schon ausgedient habe, nur weil sie in den Ostblockrepubliken gescheitert ist oder ist es nicht vielmehr so, dass ein solches System mit den modernen Methoden der EDV nicht doch sehr effektiv arbeiten könnte? Und sind die erfolgreichen Konzerne unserer demokratischen Welt nicht eindrucksvoll undemokratisch und ausgesprochen planwirtschaftlich organisiert? Und ist in Politik und Wirtschaft nicht der sportliche Wettkampf fast mehr zu Hause als im Stadion? Also irgendetwas stimmt doch nicht angesichts dieser Fakten in der öffentlichen Meinung!
Kommen wir erneut zurück zu Trauer/Triumph . Beide dienen der Verarbeitung einer Lebenssituation. Diese sind in aller Regel fähig, Menschen vorübergehend oder auch dauerhaft aus ihrem Lebensgefüge zu stoßen. Beide sind Ausnahmesituationen zuzuordnen und beide sollten ursprünglich dazu dienen, die Betroffenen wieder in die alltägliche Bahn zurückzubringen. Woher kommt also die einseitige Bevorzugung des Triumphes und die Ächtung der Trauer? Ist eine erfolgreiche Trauerarbeit nicht oft mit einem Wachsen des Menschen verbunden, während der Triumphierende später immer mit einem Fall rechnen muss. Ist somit die Trauer nicht positiv und der Triumph negativ zu bewerten?
Und erscheint die Einordnung dieser Motive in Kategorien nicht mehr willkürlich als sinnvoll zu sein?
Eine mögliche Antwort ist einfach hervorzubringen. Mit Trauer lassen sich wahrscheinlich nur selten Geschäfte machen, mit triumphalen Bildern aber schon eher. Wer würde in einer Werbung einen Trauernden oder Obdachlosen mit einer Ware zu schmücken, um selbige besser zu verkaufen. Wenn der erfolgreiche Sportler und Geschäftsmann aber auf den Treppchen und Bühnen seinen Triumph feiert und dabei eine Ware präsentiert, sieht das schon ganz anders aus. Und seien wir mal ehrlich: Auch Nachrichten sind heute nur noch Waren!
Sollten wir nicht eher dazu raten zu versuchen, beide Motive, so sie denn erscheinen, entschieden im Zaume zu halten? Denn wenn offen Triumph aufleuchtet gibt es immer irgendwo auch einen Trauernden oder Verlierer. Da beide aus der Bahn zu werfen vermögen, sollten beide gemieden werden. Sie sollten mehr Werkzeuge sein, weder gut noch schlecht, weder positiv noch negativ und in einer gesellschaftlichen Sichtweise eher unerwünscht!