Kein Fußball ist schlecht fürs politische Berlin

Das muss in Berlin eingeschlagen haben wie eine Bombe: Anstatt im Medienabseits der Weltmeisterschaft die Spielchen unbehelligt über die Bühne bringen zu können, hat jetzt nach der WM-Pleite in Russland 1 die Politik wieder die volle Medienaufmerksamkeit.

Das haben unsere politischen Eliten in Berlin denn schon in der kurzen Zeit der WM-Blindheit so alles über die Bühne gebracht? Nun, die Parteien haben sich mal wieder aus der Bundeskasse bedient, das Verteidigungsministerium bekommt einen Schattenhaushalt, kann also nicht ausgegebenes Geld erst Jahre später ausgeben und die Versicherungswirtschaft bekam die höchstrichterliche Erlaubnis, ihre Verträge nicht einzuhalten und somit die Auszahlung an seine Kunden zu beschneiden. Weiterhin reist die First-Lady des Landes durch Europa und versucht, einen europäischen Kompromiss für ein innenpolitisches Debakel zu bewirken, das eine Sechs-Prozent-Partei ihr trotzig beschert. Man setzt weiterhin auch in Berlin trotzig auf den weltweiten Trend, einen Handelskrieg der Superlative zu entfachen, besteht weiterhin auf darauf, Maßstab für alle anderen Nationen zu sein und wähnt sich weiterhin im Recht, Kriege vom Zaun zu brechen oder in Gang zu halten und auch weiterhin Entwicklungsländer ausplündern zu dürfen. Und das alles geschieht im Namen des Humanismus, der Ordnung, der Demokratie, der Freiheit und der Menschlichkeit.

Zwei, drei Tage noch werden unsere Medien in der Wunde der WM-Niederlage herumstochern, dann  ist dort die Luft auch schon raus und neue Themen müssen her. Und da Merkel nicht für Neues steht, unter ihr wenig Neues zu erwarten ist und andere viel mehr Schlagzeilen versprechen, muss sie jetzt wohl weg. Soweit so gut. Aber wie immer in der Szene wird wieder nicht weitergedacht als bis zum nächsten Tag. Wenn Seehofer gewinnt und die Kanzlerin stürzt, wer soll dann die Nachfolge antreten. AKK, Spahn und Klöckner oder doch ein ganz neues Gesicht wie Günther. Die genannten Namen würden alle nichts an der politischen Richtung ändern, die im Trend mehr und mehr nach rechts im alten Sinne, nach Bündnistreue mit den USA, nach härterem Neoliberalismus und Abschottung in den Nationalstaat abzufallen droht. Sie alle wären doch auch weiterhin mit der CSU konfrontiert, mit denen im Boot ich keine Chance für eine zukunftsweisende Politik erkennen kann.

Oder aber unsere First-Lady bekommt doch noch, wie so oft, die Kurve und überrascht mit neuen Kehrtwendungen. Sie könnte zum Beispiel den Innenminister einfach aus dem Amt entlassen, sich zurücklehnen und mal schauen, was dann so alles passiert. Und sie könnte, wenn die CSU darauf die Koalition verlässt, die Grünen, sie scharren doch schon mit den Hufen, auf die eine oder andere Weise mit in die Verantwortung ziehen und damit selbst einen Hauch weiter nach links rücken. Das was unsere Medien, aus welchen unerklärbaren Grund auch immer, Tag für Tag in die Welt hinausschreiben, ist vollkommen unrealistisch. Sie wissen um ihre Macht, sicherlich, aber Gesetze und Verfahren unseres System entziehen sich ihrem Einfluss. Gewählt wird erst wieder in drei Jahren, und bis dahin fließt viel Wasser den Rhein herunter. Wir haben keine Regierungskriese, wir haben zur Zeit nur ein Führungsversagen. Ich persönlich wäre mir aber an Stelle der erklärten Merkel-Gegner aber nicht ganz so sicher, das sich die wie vor drei Monaten noch bekundet mächtigste Frau der Welt so leicht geschlagen gibt. Die Anzahl ihrer gefallenen Gegner ist groß, und ich rechne Söder und Seehofer und deren Unterstützer schon einfach mal dazu. Sie vergisst nicht! Das wissen alle, die sich lange genug mit Politik beschäftigt haben.

Und die Frage des Handelskrieges unter der Führung des Imperators, der diesen gerade aus kleingeistigen Gründen anzettelt, würde ich als deutscher Kanzler gelassen gegenüber treten. Das Imperium, das sich da gerade massiv aufbläst und aufbäumt, liegt in einer schweren Krankheit darnieder. Es muss seine Industrie mit Strafzöllen schützen, ist ständig im Budgetstreit, gibt zu viel Geld aus für unsinnige Kriege und kann seine eigene Bevölkerung dabei nicht mehr unterhalten und versorgen. Das riecht nach einem großen Knall. Und wir hätten Mittel und Wege, diesen in unserem Sinne und auf humanistischer Grundlage mit zu gestalten. Also ich als Bundeskanzler würde nicht die Zölle für Motorräder und Erdnussbutter erhöhen. Nein, ich würde Ramstein schließen, weitere US-Militärstützpunkte in Deutschland in Frage stellen, mit Russland Kontakte suchen, Steuern auf Einnahmen amerikanischer Konzerne erheben, würde Wirtschaftssanktionen jeglicher Art auslaufen lassen 2, würde BW-Einsätze im Ausland beenden, würde Agenten der NSA im Lande verfolgen und deren Aktivitäten beenden und unser Land noch viel weiter öffnen, für Menschen, Ideen und Zusammenarbeit mit dem ganzen Rest der Welt. Und ich würde helfen, beraten und befreien, wo immer mir Gelegenheit dazu geboten wird. Und die ganzen Schwätzer und Kleingeister würden mit offenem Mund und sprachlos herumstehen und zusehen, wie ihnen die schon sicher gewähnten Felle davonschwimmen. So gewännen wir nämlich viele neue Freunde, öffneten neue Märkte und fänden noch mehr Gehör in den Ohren der ganzen Welt. Und dann, Frau Merkel, würde ich Sie sogar ein allererstes Mal wählen, und zwar für ihre fünfte Amtsperiode.

Man wird ja noch träumen dürfen…

 

  1. Das hat jetzt aber nicht der Putin allein schon wieder ganz persönlich verschuldet, oder?
  2. Russland, Iran, Nord-Korea, Syrien, Venezuela, Nicaragua, Kuba u.s.w.

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