FREIHEIT ist nicht gegeben, sondern sie entsteht durch Teilhabe!

In unserer westlichen modernen Welt, die wir als einen Hort der Großzügigkeit und der Integration feiern, wird der Begriff der „Freiheit“ als eine dem System zugehörige Eigenschaft angesehen. Dieses ist aber, und in der soziologischen Wissenschaft ist das mittlerweile unbestritten, eine eitle Heuchelei. Nehmen wir als Beispiele einmal Systeme, die innerhalb der Gesellschaft existieren und die durch ihre Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung diese Freiheit zustande bringen sollen. Dazu werde ich vier dieser Systeme herausgreifen und sie auf ihren Freiheitsgehalt überprüfen:
1. Politik
2. Medien
3. Wirtschaft
4. Finanzwesen
Beginnen wir zunächst einmal mit der Politik. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit das große Sagen hat und die Minderheit entweder zurückstehen oder von der Mehrheit geduldet werden muss. Dann werden durch Wahlen aus den Reihen von Parteien Menschen ausgewählt, die uns regieren und für uns die Gesetze erlassen. Nun finden Wahlen nur alle vier Jahre statt und nur 1% der Bevölkerung ist in Parteien organisiert. Was geschieht eigentlich, wenn die Mehrheit nach zwei Jahren zu der Überzeugung käme, die falschen Politiker gewählt zu haben. Und was geschieht, wenn es Wähler gibt, die innerhalb der Parteienlandschaft keine für sie tragfähigen Ansichten vertreten finden. Beim ersten Fall gibt es nur noch den Protest auf der Straße, der wie die Vergangenheit zeigt schlicht und einfach ignoriert oder kriminell verklärt werden kann. Beim zweiten Fall verbleit nur, nicht oder ungültig zu wählen, was mittlerweile 40% aller Wähler auch tun. Beide Möglichkeiten haben keinerlei Effekt und Wirkung.
Was würde eigentlich geschehen, wenn sich deutlich mehr Wähler in Parteien organisieren, sagen wir einmal zehnmal so viele wie heute? Wäre der Querschnitt aller Meinungen dann nicht zehnmal so stark vertreten wie heute? Und wäre die Möglichkeit, die Vertretung seiner Interessen nicht ebenfalls zehnmal so stark wie heute? Und wären die Parteien, finanziert von ihren Mitgliedern, nicht deutlich unabhängiger von Geldgebern als heute?

Dann hatte ich die Medien angeführt, deren Wirkung und Macht in aller Munde ist und doch regelmäßig massiv unterschätzt wird. Wie kann sich ein Wähler über Möglichkeiten und Alternativen zur bestehenden Alltagspolitik äußern, wenn solcherlei in den Medien gar nicht vorkommen? Der Journalist der großen Medien, der publiziert und moderiert, erhält diese Position doch nur durch das Wohlgefallen der Mächtigen, die er dann eigentlich zu kritisieren hätte. Schaut man sich Nachrichten und Moderationen im größten und wohl auch mächtigstem Medium, dem Fernsehen, aufmerksam an, dann fällt vor allem auf, dass die sogenannten Hinterfrager und Berichter schon in ihren Fragen Richtungen und Meinungen derer vertreten müssen und die dies auch fleißig tun, denen sie ihren Job und das damit verbundene Einkommen verdanken.
Alle Medien unserer Tage, zumindest aber die großen wie TV und Zeitschriften/Magazine, werden zum überwiegenden Teil durch Werbung finanziert. Die Gebühren, die dafür zu entrichten sind, richten sich nach Einschaltquoten und Verkaufszahlen. Was würde passieren, wenn zunehmend aufgeklärte Wähler schlechten Journalismus durch Abschalten oder Nichtkaufen der Sendungen und Produkte quittieren und gleichzeitig guten Journalismus durch Kaufen und Einschalten stützen würden?

Dann ist in unseren Landen eine Wirtschaft unterwegs, deren zugegeben einziges und auch als solches deklariertes Ziel Gewinnmaximierung ist, das heißt Gewinn um jeden Preis. Ob es sich dabei um Waren und Dienstleistungen handelt, die dem Gedanken der Freiheit direkt widersprechen (Mord- und Unterdrückungsinstrumente wie Waffen und Spitzeltechnologie), ob Methoden angewendet werden, die mit dem Recht der Menschen kollidieren (Kinderarbeit, Ausbeutung von Frauen, Armen, Entrechteten, Minderheiten) oder ob einfach nur Löhne gezahlt werden, die abhängigen Menschen die Freiheit entziehen, weil von deren Lohn und Gehalt kein teilhabendes Leben geführt kann (Leiharbeit, Billiglohn, gesundheitszerstörende Arbeitsbedingungen), stets betonen sie, dass ihre Form des Wirtschaftens die „freie“ sei.
Es gilt immer noch der Grundsatz, dass der Kunde König ist. Der Kunde bestimmt letztlich darüber, ob ein Unternehmen Erfolg hat oder nicht. Auf dem Markt sind die Menschen die Kunden. Was wäre, wenn Arbeitnehmer sich weigern, Waffen herzustellen? Was wäre, wenn Käufer nur noch dort einkaufen, wo auch vernünftige Löhne gezahlt werden? Und was geschieht, wenn sich immer mehr Menschen entscheiden, Ausbeutung nicht durch ihr Kaufverhalten zu unterstützen?

Und dann ist da noch ein Finanzwesen (Banken, Finanzmärkte, Investoren), die die Macht des ihnen anvertrauten Geldes missbrauchen, um Spiele zu spielen, in denen wiederum die Armen und Entrechteten die Zeche zu bezahlen haben (Verlust des Arbeitsplatzes, Überteuerung der Lebenshaltungskosten, Verknappung der Nahrungsmittel). Das hier verwendete Geld ist eben nicht nur das Geld der Reichen und Mächtigen, die sich schon mal einen Verlust leisten können, sondern hier ist das Geld der Sparer, das Geld der Pensionskassen und Versicherungen, der Steuergelder und Unternehmen einbezogen, deren Verlust wiederum nur die Menschen wirklich trifft, die wir schon weiter oben als arm und entrechtet bezeichnet haben und deren Armut und Rechtlosigkeit erneut steigen wird.
Die Banken sammeln das Geld der Bürger ein und führen selbiges in einem Kreislauf von Sparen und Leihen. Das ist das klassische Geschäft einer Bank. Dieses Geschäft ist sinnvoll und auch notwendig. Wetten abzuschließen, durch Horten und Tricksen Preise und Warenströme zu manipulieren, ist eine kriminelle Handlung und besonders verwerflich dort, wo Nahrungsmittel und Grundversorgung betroffen sind. Was würde eigentlich passieren, wenn sich immer mehr Bürger dazu durchringen, an solchen Geschäften ihre Teilhabe zu verweigern? Was würde passieren, wenn immer mehr Menschen ihr Geld nur noch Instituten anvertrauen, die sich an solchen Geschäften grundsätzlich nicht beteiligen? Was passiert, wenn wir unser Geld für solche Geschäfte nicht mehr zur Verfügung stellen?

Nun ist es falsch zu sagen, wir machen eine Revolution (denn abwählen geht ja leider nicht), jagen die Verantwortlichen einfach zum Teufel und alles wird gut. Diese oft schon erprobten Umstürze haben, das hat die Vergangenheit gezeigt und das wird auch die Zukunft bestätigen (Libyen, Ägypten, Syrien), stets nur andere Köpfe in Position gebracht und das Spiel ging unvermindert weiter wie bisher. Die Knackpunkte liegen im jeweiligen System, dass wir alle stützen und das wir eigentlich noch niemals in Frage gestellt haben. Systeme lassen sich aber nur von innen heraus verändern oder durch Setzung eines äußeren Rahmens einengen. In der Politik ist es unsere Teilnahme, bei den Medien unser Konsumverhalten, in der Wirtschaft unser Kaufverhalten und bei der Finanzwirtschaft ist es unser Geld, durch das wir Einfluss nehmen können. Wir sollten diese Möglichkeiten im Namen der Freiheit nutzen.
Denn FREIHEIT ist ein Strom, der fließt, und jeder Mensch ist ein Molekül des Wassers, das zum Fließen beitragen kann. Jeder ist gefordert. Jeder ist verantwortlich. Jeder nimmt teil. Wenige Moleküle sind ein Tropfen, mehr Moleküle fließen, viele Moleküle sind ein unaufhaltsamer Strom.
Informiert euch, nehmt teil, seid konsequent, strömt!

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