Der Flughafen oder: Der Fehler steckt im System

Gleich welches Medium, gleich welche Ausrichtung, gleich welche Nachrichtensendung zu sehen ist, überall ist er zur Zeit präsent und an vorderster Stelle genannt: Der Berliner Flughafen – das Desaster!

Stimmt es aber wirklich, dass bei Ausführung und Kontrolle ein Totalversagen stattfand. Und stimmt es auch, dass man viel früher eine Änderung hätte herbeiführen können, wenn man nur rechtzeitig geschaut hätte. Also ganz ehrlich: So einfach sollte sich es unsere Presse, der Stammtisch und die Strasse nicht machen!

Soweit mir bekannt ist, gibt es für solcherlei Großvorhaben jahrelange Verfahren mit Planungen, Ausschreibungen und Auftragsvergaben, die ganze Archive mit Ordnern füllen könnten. Ob es angesichts der riesigen Datenfülle als Kontrollinstanz überhaupt möglich sein kann, die Übersicht zu behalten stelle ich hier einmal frech in Frage. Ob es weiterhin sinnvoll ist, bei der Auftragsvergabe bei Großprojekten strikt über Ausschreibungen vorzugehen, stelle ich ebenfalls in Frage. Und ob Politiker geeignet sind, Kontrollaufgaben bei Bauprojekten zu übernehmen, stelle ich ebenfalls zumindest mal zur Diskussion.

Bei Ausschreibungen kommen in der Regel die preiswertesten Angebote – soweit alles streng nach Gesetz zugeht – zum Zuge. Der Unternehmer mit dem billigsten Angebot kalkuliert aber auch, wie sonst, mit billigem Material, beschäftigt billigere (schlecht bezahlte), sprich weniger erfahrene Arbeitskräfte und verfügt in der Regel über weniger Planungsmanagement, sonst könnte er seine Mitbewerber nicht unterbieten. Wen wundert es da, dass nach der Bestellung „billig“ auch billig geliefert wird. Eine Großbaustelle wie ein Flughafen kann nun einmal nicht detailgerecht über viele Jahre hinweg und mit fixen Kosten geplant werden. Und jeder, der einmal ein Haus gebaut oder auch nur einen Umzug geplant hat, weiß wie schwierig selbst so kleine Vorhaben sein können.

Großbauherren wie Saudi Arabien oder Dubai fragen nicht in der Planungsphase, „Wie teuer wird das alles?“, sondern deren Frage lautet eher: „Wer kann es?“ Wer verfügt über das notwendige Know-how? Und wer hat die Struktur und die Erfahrung. Und wenn dann gebaut wird, sind dort hoch bezahlte und gut ausgebildete Fachleute am Werk, die neben ihrem Job nicht noch eine Stadt oder ein Bundesland regieren oder in einer Behörde Dienst tun müssen. Das Problem steckt in den Planungsverfahren selbst. Das System für solche Vorhaben ist unzureichend, unproduktiv und realitätsfern. Die Verfahren sind unflexibel, überzogen und jenseits der Beherrschbarkeit. Hierüber sollten sich die Diskussionen drehen und nicht darüber, ob überforderte Bürgermeister und Ministerpräsidenten zurücktreten sollten oder nicht. Und wenn Rücktritte angedacht werden, dann sollten diese zurücktreten von ihren lukrativen Nebentätigkeiten, da sie für diese als Amtsträger – wie eindrucksvoll bewiesen – wirklich keine Zeit haben können.

Und ich sagte es schon: Wer auf „billig“ plant und „billig“ kauft wird absehbar auch „billig“ ernten und wird gezwungen sein, kosten- und arbeitsintensiv nachbessern müssen! Das beginnt, wie jeder weiß, schon bei der Kleidung und gilt auch für Flughäfen. Jeder weiß es, doch keiner schert sich drum. Und das, verehrte Damen und Herren der Presse, ist richtig billig!

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