Die Zeitenwende und deren Hoffnungsträger?

Eigentlich ist doch nichts passiert in dieser Welt, und doch scheint eine Zeitenwende sich anzukündigen und bisher festmauerte Strukturen und deren Entwicklungsrichtung scheint sich wie von Geisterhand zu bewegen?! Zumindest scheint diese Beobachtung die Medien umzutreiben, und sie finden reichlich Interpretation bei den Meinungsforschern und Statistikern. Ob sich das dann auch auf die Realität überträgt bleibt fraglich und lässt höchstens ein wenig Hoffnung aufleuchten.


Nahezu der ganze Medienbetrieb schrieb der Ernennung von Donald Trump als Präsident der USA den Beginn einer Zeitenwende zu. Dazu gehörte die zunehmende Beliebtheit der sogenannten populistischen Parteien am rechten Rand, die zunehmende Rückeroberung des Großmachtstatus von Russland, die Schwächen der Weltwirtschaftsriesen USA und Bric (China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika), die zunehmende Nationalisierungsbestrebungen der politischen Richtungsgeber als auch die hoffnungslose Starrheit der in Europa regierenden Parteien und deren Spitzenpersonal. Die Welt schien am Abgrund, es schien fünf vor Zwölf zu sein?

Und einige Tage später zeigt die kleine Welt bereits wieder Hoffnung. Der Medienriese Trump verliert mehr und mehr an Größe, einige Krisenherde der Welt scheinen tatsächlich einer Konfliktlösung näher gekommen zu sein (Syrien, Ukraine) und die Weltwirtschaft entwickelt sich unverändert weiter wie bisher. Und in Deutschland, dem Land der Dauerkrise, findet plötzlich eine Partei neuen Zuspruch, die man schon abgeschrieben hatte und zu den anderen Kleinen versetzt sah. Da wurde ein hoffnungsbeladener neuer Präsident gewählt und man geht angeblich spannenden Wahlkämpfen entgegen. Wer hätte das gedacht vor 14 Tagen noch, als alles vollkommen grau und schwarz erschien.

Die Frage die sich stellt angesichts solcher Sprünge ist doch die, ob das wieder nur eine Kampagne der meinungsbeherrschenden Medien ist und ob so viel Hoffnung hier wirklich eine rationale Grundlage hat. Was ist denn schon groß passiert? Nichts ist passiert!

Das der selbstverliebte amerikanische Präsident irgendwann in seinem Amt mit der Realität konfrontiert würde und man ihm sagen werden wird, was geht und was nicht, war doch von Anfang an klar und daher auch zu erwarten. Keiner der Männer in diesem Präsidentenamt hatte jemals so viel Macht, etwas Entscheidendes im Lande der Hoffnung -Es war nie das Land der Freiheit, sondern der oft enttäuschten Hoffnung auf Freiheit- zu verändern. Wenn Waffengesetze nicht verschärft werden konnten, wenn eine gesetzliche Gesundheitsversorgung keine wirkliche Mehrheit fand, wenn Lüge und Betrug keinen Richter finden und ein hochentwickeltes Land sozialpolitisch auf Entwicklungslandniveau herabsinken konnte, obwohl der mächtigste Hoffnungsträger der Welt dieses in acht Amtsjahren durchaus hier und da versucht hat zu ändern (Obama), kann seine Macht doch nur sehr begrenzt sein. Auch Trump wird dieses zu spüren bekommen.

Die beiden SPD-Hoffnungsträger sind doch auch nur unter dem Aspekt der Hoffnung als positiv anzusehen. Der eine, jetzt bald Bundespräsident, hat bald einen machtlos ausgestatteten Präsidialjob, wird dann wie seine Vorgänger Händeschüttler und Festredner sein und dieses Amt auch entsprechend ausfüllen. Sein Berufsleben lang war er nur ein ausführendes Organ, hat die ihm übertragenen Aufgaben getreu der Vorgaben ausgeführt und konnte wenig Neues hinzufügen. Da gibt es für Euphorie wenig Raum, finde ich. Und der neue Kanzlerkandidat ist bis jetzt auch nur aufgefallen, weil sein Auftreten deutlich mehr Lebendigkeit aufweist, als in der merkelschen Politikerlandschaft üblicherweise zur Schau getragen werden kann. Von Inhalten ist bisher wenig zu sehen. Es soll mehr um Gerechtigkeit gehen?! Da hat der Neue aber viel zu tun. Dazu müsste er prekäre Beschäftigung eindämmen, Altersarmut abschaffen und für eine humane Politik gegenüber dem ärmeren Teil der Bevölkerung seines Landes, dem ärmeren Teil Europas und der ganzen Welt eintreten. Da wird er aber mächtigen Leuten kräftig auf die Zehen treten müssen und schon bald sehr einsam und allein im Rampenlicht stehen. Gut, ein ansprechendes Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen ist ein Anfang, ist eine Abwendung vom zombiehaften Verhalten der jetzigen Amtsträger. Aber reißen wird er damit nicht viel. Ich werde wohl trotzdem nur einen seiner künftigen Koalitionspartner wählen und wie alle anderen noch ein wenig hoffen. Vielleich geschieht ja doch mal wieder ein Wunder.

Was wir brauchen für eine bessere Zukunft ist eine Abkehr von den bisherigen Doktrin zu Wirtschafts-, Bildungs-, Steuer-, Außen-, Sozial-, Innen-, Arbeits- und Verkehrspolitik, und ich fürchte, das ich einige relevante Teilbereiche in der Aufzählung noch vergessen habe. Und natürlich geht das nicht alles auf einmal. Ein guter erster Grundzug bestünde doch schon mal darin, die Arbeitnehmer und Verbraucher in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik in Deutschland und Europa zu stellen. Ein weiterer Schlag würde darin bestehen, Armut und Hunger grundsätzlich als nicht tragbar anzusehen und hier für Abhilfe einzutreten, egal, wo immer diese auch auftreten in dieser Welt. Ein dritter Schlag würde allein schon durch die Einsicht gelingen, dass der Einfluss von Lobbyisten grundsätzlich beschnitten werden muss. Drei Punkte, die genug Aufgabe sein sollte für eine ganze Legislaturperiode, denn jeder Punkt würde einen ganzen Strauß an Maßnahmen und Änderungen erfordern. Wenn jede Reform und jedes Gesetz der nächsten Jahre einem dieser drei Punkte Rechnung trüge, hatten wir in vier Jahren andere Republiken in Europa. Und auch die Welt drum herum würde ein wenig anders aussehen. Und dann können wir uns gerne mal wieder über -eine tragbare Definition von- Gerechtigkeit unterhalten! Wenn Hoffnung meinerseits angesichts der neuen Hoffnungsträger auf einer Scala von 0 (keine) bis 10 (viel) abgebildet werden könnte, wäre ich jetzt gerade mal von 1 auf kurz vor 2 vorgerückt. Eine Besserung ist erkennbar, aber das ist noch nicht wirklich beglückend!

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